"Wir haben ihm Visitenkarten und eine Website erstellt und so getan, als ob er schon seit Jahren Limetten verkauft. Als wäre er ein Limetten-Experte", erzählt Jan Ritter. Eine Fake-Website also. "Kompetenz-Annahme", nennt es Orca Campaign. Das hätte auch nach hinten gehen können. Aber das Gegenteil ist eingetreten: Orca Campaign schaffte es, die Marke tatsächlich zu etablieren.
Die Homepage tat so, als würde Don Limón regelmäßig Limetten rund um den Globus handelte. Dazu gab es eine konsequent gestaltete Geschäftsausstattung.

"Hier geht es viel um Vertrauen. Die Bauern geben ihre Früchte jemanden irgendwo in Hamburg ab vertrauen darauf, dass ihre Rechnungen bezahlt werden", erklärt Ritter. Produzenten, wie Anbieter handeln nicht mit Obst, sondern mit der Sicherheit, dass das Geschäft reibungslos klappt. Die Marke Don Limón wollte gleich in beide Richtungen helfen. Zum einen wollte sie den Menschen auf der anderen Seite der Welt die Sicherheit geben, ihr Geld zu bekommen und zum anderen den Discountern die Garantie tatsächlich die versprochene Ware im Laden zu haben.

Dieses Video gibt einen Einblick in die Arbeit von Don Limón:

Zehn Jahre später: Der Don handelt sein Obst weltweit. Schindler hat seine Büros in mehreren Ländern in Amerika, Kolumbien, Panama, Indien und Südafrika eröffnet. Eigene Plantagen besitzt er auch. Er verkauft nicht nur Limetten, sondern nun auch Avocados, Grapefruits, Bananen, Zitronen, Orangen und Passionsfrüchte, die er rund um den Globus schickt.

"Fruit business is people business" lautet das Motto von Don Limón. Damit sind auch die Mitarbeiter gemeint. In seinem Büro in Hamburg sitzt Schindler Menschen gegenüber, die kein Deutsch sprechen, aber dafür die Muttersprache der jeweiligen Länder, die sie beliefern. So möchte er Kultur- und Sprachbarrieren überwinden. Schindler hat bewusst ein Konzept einer Firma entwickelt, in der die Mitarbeiter viele Dinge besser können als er selbst. Deswegen will er die Mitarbeiter selbst entscheiden lassen, welche Entwicklungen im Geschäft sie für sinnvoll halten. Don Limóns neueste Projekt gilt den Entwicklungsländern: "Feed the world 2050" heißt die Mission und will den Hunger auf der Welt bekämpfen.

"Das ist die tollste Geschichte, die man so erleben kann als Werber", sagt Jan Ritter. "Vom Gabelstapler zum global Player."


Autor: Nadia Riaz

volontierte bei W&V und Kontakter, war anschließend Redakteurin bei LEAD, wo sie ihre Begeisterung für Digital- und Tech-Themen entdeckte. Nadia hat München für Hamburg ausgetauscht und schreibt jetzt als freie Autorin für W&V am liebsten über Blockchain und KI.