Vertriebserlöse sinken:
Digitalboom gleicht Auflagenschwund bei Springer aus
Mit Print verdient Springer immer noch, aber mit Digital wächst der Konzern – wie die Zahlen für das dritte Quartal zeigen. Und die Anti-Adblocker-Initiative zeigt Wirkung.
Das Digitalgeschäft bleibt der größte Wachstumstreiber bei Axel Springer. Der Medienkonzern kann dank florierender Geschäfte im Netz trotz deutlich sinkender Zeitungsauflagen und Vertriebserlöse die Umsatzprognose fürs laufende Jahr anheben. Erwartet wird jetzt ein Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich, wie Springer am Mittwoch mitteilte. Bis dahin hatte Springer eine Spanne im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt.
Die digitalen Aktivitäten "trugen mehr als 60 Prozent zum Konzernumsatz und mehr als 70 Prozent zum Konzern-Ebitda bei", so das Unternehmen. Springer lässt in der Mitteilung durchblicken, dass steigende Werbeerlöse am Ende mehr Geld in die Kasse spülen als durch sinkende Zeitungsverkäufe weniger eingespielt wird. Auch hier gilt: "Von den gesamten Werbeerlösen wurden 80,9 Prozent durch digitale Aktivitäten generiert."
Im dritten Quartal legte der Umsatz im Jahresvergleich um 7,3 Prozent auf 795,4 Millionen Euro zu. Das operative Ergebnis wuchs um fast ein Drittel (32,2 Prozent) l auf 129,3 Millionen Euro. Der Verkauf der Runtastic-Fitness-App an Adidas und der Smart-Ad-Server-Gruppe brachten zudem Millionen ein und ließen das Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten deutlich steigen. Unterm Strich kletterte der Gewinn um 130 Prozent auf 137,2 Millionen Euro. "Mit einer Ebitda-Rendite von 16,7 Prozent blieb Axel Springer weiterhin hochprofitabel", so das Unternehmen weiter.
Die Zahl der digitalen Abonnenten wuchs demnach im Monatsdurchschnitt des dritten Quartals um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Im September 2015 kamen "Bild" und "Die Welt" zusammen auf über 362.000 zahlende Abonnenten - 292.000 für "Bild" und knapp 70.000 auf "Die Welt" (IVW Paid Content 9/2015).
Auch eine Bilanz zur Anti-Adblocker-Initiative von Bild.de zieht der Konzern – er zeigt sich bisher offenbar zufrieden. Immerhin zwei Drittel der Adblocker-Nutzer haben den Werbeblocker ausgeschaltet, um wieder auf die Bild.de-Inhalte zugreifen zu können. Die Reichweite von Bild.de sei zwar "leicht gefallen", sagte Vorstandschef Mathias Döpfner. Drei Millionen Visits seien aber dazugekommen und für den Verlag wieder vermarktbar. Nur wenige dagegen haben das Bildsmart-Abo abgeschlossen, dass den Nutzern für 2,99 Euro eine fast werbefreie Webseite garantiert. Insgesamt wertete Döpfner das Ergebnis als "aus ökonomischer Sicht erfreulich." Die Erfahrung mache Springer optimistisch, dass Adblocker sich auf Dauer nicht als Geschäftsmodell etablieren könnten. Bild. de mit seinen gut 18 Millionen Unique Usern hatte den 23 Prozent Adblocker-Nutzern unter seinen Lesern kürzlich den Zugriff auf die Inhalte verwehrt.
Bitter indes die oben erwähnten Zahlen zum klassischen Printgeschäft: Aufgrund der "strukturellen Rückgänge im Printgeschäft" lagen die Vertriebserlöse bei Springer "erwartungsgemäß" mit 542,3 Millionen Euro um 2,7 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Und: Die Vertriebserlöse der Bezahlangebote reduzierten sich aufgrund der Printerlöse um 2,8 Prozent.
Gut, dass Döpfner aufs digitale Geschäft gesetzt hat. So kann der Springer-Boss am Mittwoch verkünden:
"Unsere Priorität in diesem Jahr ist Wachstum. Mit den Rubrikenangeboten und journalistischen Marken in Europa und zunehmend auch im englischen Sprachraum sehen wir großes Potenzial. Durch die Akquisition von Business Insider hat sich Axel Springer bei der Reichweite vom Marktführer in Europa zu einem der größten Digitalverlage weltweit entwickelt."
Fest steht jetzt, dass die deutsche Ausgabe von Business Insider am 16. November online gehen wird – mit Aufmachung und Themenwahl nach US-Vorbild. Chefredakteurin ist Christin Martens, Business Insider Deutschland wird von Springers Finanzen.net betrieben.
Übrigens: Das Digitalgeschäft ist auch eine Jobmaschine. So nahm die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter - auch durch Zukäufe - gegenüber Vorjahr um elf Prozent auf 14.908 zu (Vorjahr: 13.428).
ps/jup