Digitalbarometer: TV-Nutzung wird flexibler
Die Hälfte der Deutschen hat schon zeitversetzt ferngesehen, belegt eine Studie von TNS Emnid, IP Deutschland und W&V.
Die Lieblings-TV-Serie oder das Fußballspiel verpasst, weil der Bürotag doch mal wieder länger gedauert hat? Das kennt jeder. Kein Wunder also, dass flexible Zugriffsmöglichkeiten auf Fernsehinhalte gefragt sind und das klassische Echtzeitfernsehen zunehmend ergänzen. Zuschauer wollen längst nicht mehr von Sendezeiten abhängig sein, sondern selbst bestimmen, wann sie etwas sehen.
Mehr als die Hälfte der Deutschen gibt an, neben dem klassischen TV bereits zeitversetzt ferngesehen zu haben. Und das regelmäßig: 22 Prozent rein über das Internet, 20 Prozent greifen auf Festplatten- und DVD-Rekorder zurück, um Sendungen aufzuzeichnen, zehn Prozent nutzen beide Angebote. Das zeigt eine Studie von TNS Emnid im Auftrag von IP Deutschland und W&V.
Überraschendes Ergebnis: Beim Einsatz von Aufzeichnungsgeräten zeigen Frauen keine Berührungsängste. Ganz im Gegenteil, sie greifen beim zeitversetzten Fernsehen häufiger auf Festplatten- oder DVD-Rekorder (32 Prozent) zurück als Männer (24 Prozent). „Das liegt vermutlich daran, dass sie ein wesentlich habitualisierteres Fernsehverhalten an den Tag legen“, sagt Sunay Verir, Senior-Projektleiterin Werbeforschung des RTL-Vermarkters IP Deutschland. Frauen zeichnen verstärkt Daily Soaps und Dokumentationen auf – das verwundert wenig angesichts der Tatsache, dass im Nachmittags- und Vorabendprogramm der Frauenanteil höher liegt. Bei Männern stehen dagegen vor allem Sportsendungen und Spielfilme hoch im Kurs.
Auch das Internet spielt beim zeitversetzten Fernsehen eine Rolle. Laut Studie sahen ein Viertel der Web-Surfer im vergangenen halben Jahr TV-Inhalte wie Nachrichten, Magazinsendungen, Serien oder Shows im Netz. Dazu zählen überwiegend Männer (22 Prozent) und Jüngere: Bei den 14- bis 29-jährigen Onlinern waren es bereits 25 Prozent. "Hier zeigt sich deutlich, dass die Jungen generell online-affiner sind und Unterhaltung verstärkt im Netz suchen“, kommentiert Verir.
Die Motive zum Aufzeichnen von TV-Inhalten unterscheiden sich in den verschiedenen Altersgruppen deutlich. "Ein Grund könnte sein, dass die Jüngeren mobiler sind und nichts verpassen wollen, bei den Älteren spielt sicher der Archivierungsgedanke eine große Rolle", sagt Verir.
Beim zeitversetzten Fernsehen verdrängt das Internet Speichermedien wie den DVD-Rekorder noch nicht. Die Studie zeigt, dass sich die beiden Verbreitungswege und Techniken je nach Nutzer und Nutzungsbedarf ergänzen. Mehr Dynamik gäbe es aber "derzeit definitiv im Bereich Internet-Plattformen“, erklärt Jan Isenbart, Direktor Mediaforschung & Services bei IP Deutschland.
TNS Emnid erhebt regelmäßig exklusiv Untersuchungen für IP Deutschland und W&V. Zu aktuellen Trends werden 1000 Personen zwischen 14 und 49 Jahren telefonisch befragt.