
Die Mondlandung 1969 in den deutschen Medien
Sonderausgaben und drucktechnische Experimente: Die erste Mondlandung von Apollo 11 vor 40 Jahren war den deutschen Medien jede Menge Aufwand wert.
Es waren nur wenige Schritte. Aber die deutschen Medien begleiteten sie mit einem Riesenaufwand. Während der Erdtrabant nach der Mondlandung vor 40 Jahren erstmals "begangen" wurde, überboten sie sich auf der Erde mit (technischen) Spitzenleistungen. Sonderausgaben waren im Umfeld des Fluges von Apollo 11 und der Landung in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 noch das mindeste. Axel Springers „Bild“-Zeitung erschien zu diesem Anlass erstmals mit vierfarbiger redaktioneller Aufmachung. Die Zeitungslandschaft war damals mit Ausnahme einzelner Schmuckfarben vielfach von farblosen Bleiwüsten bestimmt. Das Schwesterblatt „Die Welt“ brachte neben der aktuellen Berichterstattung sechs Sonderbeilagen heraus – farbig und in Kupfertiefdruck.
Auch die „Frankfurter Rundschau“ nahm den Mondflug zum Anlass für „interessante drucktechnische Unternehmungen auf dieser Erde“; erstmals fügte sie unter hohem Aufwand für die Titelseite vorproduzierte Tiefdruckseiten mit aktuellem Text und Bildern zusammen. Und am Montag des Mondspaziergangs veröffentlichte die FR ein Extrablatt mit dem gleichen Tiefdruckteil. In einem Online-Special erinnert sich heute der frühere FR-Korrespondent Peter Sartorius an das Ereignis.
Extraausgaben an einem oder mehreren Tagen produzierten unter anderem die „Augsburger Allgemeine“, der „Münchner Merkur“, „tz“, „Ruhr-Nachrichten“, „Mannheimer Morgen“, „Stuttgarter Nachrichten“ und „NRZ Neue Ruhr-Zeitung“. Am Tag des Starts widmete die NRZ fast ihre gesamte Titelseite einem Bild des Mondes. Auch die „Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau“ schmückte ihre Titelseiten von Montag und Dienstag nahezu flächendeckend mit einem Foto.
„Kölner Stadtanzeiger“ und „Express“ brachten ebenfalls zwei Extrablätter heraus. Über den Handel wurde daneben ein Gedenkblatt mit Porträts und Unterschriften der Astronauten verteilt. Sonntags und montags wurden mit einem telefonischen Auskunftsdienst die Leser auf dem Laufenden gehalten, wobei es rund 1000 Anfragen gegeben haben soll.
Die „Süddeutsche Zeitung“ ließ von ihrem Berichterstatter drei Werbebriefe direkt von Kap Kennedy an Geschäftsfreunde in Deutschland verschicken – bei Start, Spaziergang und Rückkehr. Auch bei den Münchnern erschienen Extraausgaben. Den Abschluss bildete einige Wochen später die Tiefdruckbeilage „Einmal Mond und zurück“. Die „Hannoversche Presse“ wartete mit der Farbbeilage „Der Mond“ auf. Die darin abgebildete Mondkarte wurde als Sonderdruck für die Leserwerbung genutzt. Die „Hessische Allgemeine“ wollte neue Leser ansprechen, indem sie anlässlich des Mondflugs ein besonderes Gratis-Testabo anbot.
Auch Magazine geizten nicht. Die „Bunte“ verpflichtete vorab nicht nur exklusiv Wernher von Braun als ihren Autor. Weil unklar war, wann die NASA nach der Landung Mondfotos freigab, buchte ihr Korrespondent vorsorglich auch gleich sechs Rückflüge nach Deutschland, um wirklich der erste zu sein. Das People-Blatt warb auch mit exklusivem Filmmaterial, das von Houston und Kap Kennedy mit „eigenen Flugzeugen und Hubschraubern“ nach Offenburg eingeflogen wurde. Die Apollo-Storys sollen die Auflage des Titels über vier Wochen „raketenhaft“ um hunderttausende in die Höhe getrieben haben. Auch der "Spiegel" berichtete breit über das Spektakel.
Die „Abendzeitung“ hatte ihren Chefreporter nach Texas entsandt. Den Tag der Landung begleitete der Münchner Titel mit insgesamt sieben Sondernummern. In der Schalterhalle der AZ konnte das Geschehen an Bildschirmen verfolgt werden. Über ein eigenes Fernsehgerät verfügten Mitte 1969 schließlich nur rund 15,5 Millionen Haushalte – von insgesamt nicht ganz 22 Millionen Haushalten in der Bundesrepublik.
Etwas gelassener gab sich die „Frankfurter Allgemeine“. Immerhin würdigte die von wenigen Ausnahmen abgesehen bis Herbst 2007 traditionell ohne Bild auf dem Titel erscheinende Zeitung die Mondlandung mit einer fünfspaltigen Überschrift am 21. sowie am 25. und gar mit einer sechsspaltigen Headline am 22. Juli. Den als konservativ geltenden Lesern könnte dies die Sprache verschlagen haben – FAZ-Überschriften pflegten schließlich üblicherweise vierspaltig zu sein.