
Beitrag von Instagram-Managerin Amy Cole :
Die Demokratisierung der Werbung
Was kann Goliath von David lernen? Instagram-Managerin Amy Cole gibt Tipps, was man sich von den "kleinen" Marken abschauen kann.
Was kann Goliath von David lernen? Instagram-Managerin Amy Cole (@amy) gibt Tipps, was man sich von den "kleinen" Marken abschauen kann.
Egal, wo man hinsieht – beim Durchstöbern von Onlineseiten oder auch in Magazinen oder beim Bummel durch verschiedene Orte: Überall scheinen neue und spannende Unternehmen zu entstehen. In Deutschland gibt es derzeit über drei Millionen kleine und mittelständische Unternehmen, die mit frischen Ideen den Markt bereichern. Für den Konsumenten bedeutet das, dass er mehr Auswahl hat.
Das größer gewordene Angebot bringt signifikante Veränderungen im Konsumverhalten mit sich und verändert so auch die Erwartungshaltung der Kunden. Menschen haben mittlerweile Zugang zu einem riesigen Angebot an Produkten und Services aus aller Welt – und das zu jeder Tageszeit.
Konsumenten fordern von Marken, dass diese ihnen ganz besondere und personalisierte Erlebnisse und Services bieten.
Für Marken bedeutet das, dass sie herausstechen müssen. Konsumenten wollen wissen, wofür Marken stehen.
Marketer sprechen schon lange von Storytelling und thematisieren das sogenannte Markenversprechen. Ich glaube, beides ist heute wichtiger als je zuvor. Viele kleine Unternehmen sind hier echte Vorreiter.
Es ist großartig zu sehen, wie der technische Fortschritt und die Möglichkeiten des digitalen Marketings sie dabei unterstützen und neue Rahmenbedingungen schaffen – die Spielwiese zwischen kleinen und großen Marken nivelliert sich. Heutzutage können kleine Unternehmen es durch Authentizität, Mut, Originalität und Kreativität mit den großen Marken aufnehmen und neben ihnen Werbung machen.
Aktuell nutzen über 200.000 Unternehmen Instagram für ihre Werbung – der Großteil sind kleine Unternehmen. Sie schaffen es, ihre Geschäftsziele mit kreativen Ideen zu erreichen.
Was können große Unternehmen von kleineren Firmen lernen, wenn es darum geht, sich mit Konsumenten in der "neuen" digitalen Welt zu vernetzen?
1.
Finde deine Geschichte und erwecke sie zum Leben
Wie schon erwähnt, suchen Konsumenten heute nach mehr als nur nach einem Produkt oder einer Dienstleistung; sie wollen an die Firma und die Leute dahinter glauben – sich damit identifizieren. Sie wollen eine Geschichte. Start-ups sind darin sehr gut, sie machen deutlich, wofür sie stehen. Sie sind diejenigen, die die Marke aufgebaut haben und die sie tagtäglich atmen und leben. Wenn Unternehmen wachsen, kann es passieren, dass sie ihre Geschichte und den Ursprung aus den Augen verlieren.
Finde deine Geschichte, erzähle den Konsumenten, was dein Unternehmen besonders macht und erwecke diese Story in fesselnder Weise zum Leben – sei es durch einen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens oder durch einen Einblick in die Persönlichkeit des Besitzers. Die Menschen wollen eine reale und authentische Bindung zu einer Marke aufbauen.
Ein tolles Beispiel ist Yoursuperfoods, die einen eigenen Superfood Mix online verkaufen. Sie konzentrieren sich auf Instagram nicht einfach nur auf ihre Produkte; ihre Posts machen auf gesunde Mahlzeiten, Ernährung und auf die Idee hinter Superfoods aufmerksam. Ein zusätzliches Argument, warum Kunden dort gerne kaufen: Für jede verkaufte Superfood-Box wird ein Paket lebensrettender Nahrung an akut mangelernährte Kinder gespendet. Die Menschen sind bereit, dieses Produkt zu unterstützen, weil sie sich mit der großartigen Story dahinter identifizieren.
2.
Setze auf das, was wirkt und sage nein zu allem anderen.
Start-ups müssen ihre Ressourcen und ihre Zeit sehr sorgfältig einteilen. Sie sind stark auf die Faktoren fokussiert, die beim Aufbau der Marke helfen, darauf, was ihre Produkte verbessert oder darauf, was den Verkauf vorantreibt. Unterstützt wird dies durch immer nachvollziehbarere Einblicke, die digitale Analysetools geben.
Kapten & Son, ein Unternehmen aus Münster, das Uhren herstellt, ist ein sehr gutes Beispiel. Das Geheimnis ihres Erfolgs ist, dass ihr Design schlicht ist und zu jedem Outfit passt und gleichzeitig eine große Bandbreite an Personalisierung durch individuelle Armbänder bietet. Mit diesem einfachen aber fokussierten Ansatz ist das Unternehmen seit seiner Markteinführung im Jahr 2014 exponentiell gewachsen.
Nur weil man etwas machen kann, heißt das nicht, dass man es auch tun sollte. Konzentriere dich auf das, was den größten Effekt hat und mache dies besser als alle anderen.
3.
Probiere aus und sei mutig
Kleine Unternehmen haben vielleicht keine großen Budgets oder große Teams – dafür haben sie aber oft mehr Freiheiten als größere Firmen, wenn es um das Ausprobieren neuer Dinge geht. Mach dir nicht so viele Sorgen, von Anfang an perfekt sein zu müssen. Tue das, was sich richtig anfühlt und wenn etwas deinen Konsumenten nicht gefällt, ändere es einfach – sei in der Lage es kurzfristig zu ändern, bis du etwas gefunden hast, das besser funktioniert.
4.
Du musst nicht der Erste sein, konzentriere dich darauf, der Beste zu sein.
Alle wollen immer die Ersten sein – das erste Unternehmen, das ein Produkt auf eine spezielle Weise auf den Markt bringt oder das erste Unternehmen, das einen besonders kreativen Ansatz hat. Auf der Suche danach, immer der Erste sein zu wollen, sind die Ideen und ihre Ausführung stetig komplexer geworden und die eigentliche Botschaft droht unterzugehen. Sorge dich nicht der oder die Erste sein zu wollen, sondern der oder die Beste. Keep it simple, bleibe fokussiert und sei authentisch.
5.
Hab Spaß bei dem, was du tust
Und das ist doch schließlich auch wichtig: Nimm dich selbst nicht zu ernst. Jeder Mensch hat bestimme Eigenarten, die man nur seinen engen Freunden offenbart – eine Marke sollte diese auch haben. Nehmen wir zum Beispiel die österreichische Kräuterlimonade Almdudler: Ihr Konzept ist es, Heimat in Bildern zu zeigen. Almdudler gilt als das Unternehmen, welches das ‚nationale Getränk Österreichs’ erschaffen hat. In seinen Posts zeigt Almdudler die Limonade regelmäßig an lustigen oder ungewöhnlichen Orten, die bei der jungen Zielgruppe wirklich gut ankommen. Die Zielgruppe fühlt sich mit diesem Lifestyle verbunden.
Was die heutige Technologie so spannend macht ist, dass sie Chancen für jedermann bietet – unabhängig von der Größe des Unternehmens. Es gab niemals einen besseren Zeitpunkt dafür, David zu sein. Es ist Zeit für Goliath, sein Tempo zu erhöhen und die sich ändernden Bedingungen zu erkennen.
Die Autorin: Amy Cole, ist Head of Brand Development EMEA bei Instagram. Sie arbeitet in ihrem Job eng mit Marken und Unternehmen zusammen. Cole unterstützt den kreativen Prozess und stellt die Qualität von Instagram-Anzeigen sicher, die jeweiligen Unternehmens- und Werbeziele stehen dabei immer im Fokus. Das Team-Mitglied der ersten Stunde, hat bereits viele Aspekte von Instagrams Partnerschaften und Projekten betreut. Vor ihrer Zeit bei Instagram hat sie im Business Development bei Sephora und im Markenmanagement von Del Monte gearbeitet. Bei Chrysler war Cole zuständig für die Produktentwicklung und die Aerodynamik-Bautechnik. Sie hat ihren MBA an der Standford Graduate School of Business absolviert, besitzt einen Master of Engineering der Universität Michigan und einen Bachelor of Engineering der Michigan State University.