Mindestlohn-Debatte:
Die "Generation Praktikum" und der Mindestlohn
Das neue Jahr bringt auch den Mindestlohn in Deutschland. Vor allem in der Verlags-und Medienbranche wird das Gesetz Konsequenzen nach sich ziehen.
Der Mindestlohn kommt. Und zwar schon bald. Genauer gesagt mit dem 1. Januar 2015. Für die Medienbranche, die Großteils auf der "Generation Praktikum" aufbaut, bedeutet dies tiefe Einschnitte. Was wenn sich Unternehmen in der Medien-Branche gezwungen sehen, Praktikantenstellen zu streichen, da sie keine 1360€ Monatsgehalt pro Praktikant aufbringen können oder wollen?
Eine der ersten Reaktionen nach dem Beschluss zum Mindestlohn kam von der Agentur Sympra aus Stuttgart. Wie der Geschäftsführer Veit Mathauer in seinem Blog erklärt, wird Sympra ab 1. Januar 2015 keine Praktikumsplätz mehr anbieten, da die gesetzlich vorgeschrieben Vergütung nicht gewährleistet werden kann.
Anfang November zeigten die Ergebnisse des GWA Herbstmonitors, dass 65 Prozent der Befragten Unternehmen davon überzeugt sind, dass der Mindestlohn zu einem Abbau von Praktikantenstellen führen wird. Treffen werden diese Streichungen vor allem Quereinsteiger aus nicht fachspezifischen Studiengängen. Geisteswissenschaftler tendieren besonders oft dazu in der Medienbranche zu streben. Diese aufzubauen dauert jedoch wesentlich länger, als einen Bewerber aus einem fachspezifischen Lehrgang als Hilfskraft einzustellen.
Von der Universität vorgeschriebene Pflichtpraktika bilden eine Ausnahme zum Gesetz. Außerdem auch Praktika, die eine Dauer von maximal drei Monaten haben. Alles was darüber hinaus geht, muss mit einem Stundenlohn von 8,50 Euro vergütet werden.
Ein anderer wichtiger Punkt sind Volontariate: Die Sparkurse in großen Verlagen führen nicht nur dazu, dass fest angestellte Journalisten oftmals das Nachsehen vor freien Journalisten haben. Viele Stellen werden auch vermehrt durch Praktikanten oder Volontäre besetzt um Geld zu sparen. Auch Volontariate gehören nämlich zu den Ausnahmen des Mindestlohngesetzes. Nicht tarifgebundene Verlage können die Handhabe mit der Entlohnung von Volontären frei regeln.
Roland Bös, der Geschäftsführer von Scholz & Friends sieht in der Einführung des Mindestlohnes hingegen eine Chance für Praktikanten.
Dass es auch anders geht, zeigt die Agentur Ketchum Pleon aus Düssseldorf. Die Agentur wird das Gehalt für Praktikanten ab dem 1. Januar 2015 auf 670€ im Monat anheben. Dies ist somit mehr als die meisten Agenturen. Für Ketchum Pleon sei dies ein logischer Schritt, da "viele Praktikanten direkt nach dem Studium in die Agentur zurückkehren oder als Trainees übernommen werden", so Beatrice Winkler, HR Director Ketchum Pleon.
Der Deutsche Journalistenverband hat nun in Zusammenarbeit mit der Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union DJU in Ver.di, dem Deutschen Journalisten Verband DJV und der Jugendpresse Deutschland eine Praktika-Offensive gestartet, um auf diese bisher noch offenen Fragen aufmerksam zu machen. Der Slogan "Du bist mehr wert" soll junge Praktikanten und Berufseinsteiger zu mehr Selbstbewusstsein animieren.
Wie sehr der Mindestlohn das Selbstbewusstsein die "Generation-Praktikum" im pushen kann, wird sich erst noch zeigen.