E-Commerce:
Devin Wenig schmeißt bei eBay hin
eBay steht kurz vor der Aufspaltung in ein Markplatzgeschäft und ein Kleinanzeigengeschäft. Der bisherige CEO Devin Wenig will da offenbar nicht mehr dabei sein.
In der E-Commerce-Branche wurde Devin Wenig als Hoffnungsträger von eBay gehandelt. Jetzt hat der Vorstandsvorsitzende des Online-Marktplatzes nach vier Jahren im Amt überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Offenbar hat es mit dem Verwaltungsrat gekracht. "Angesichts einer Reihe von Überlegungen glauben sowohl Devin als auch der Verwaltungsrat, dass zu diesem Zeitpunkt ein neuer CEO das beste für das Unternehmen ist", ließ der Verwaltungsratsvorsitzende Thomas Tierney spitz verlauten. Wenig selbst kommentierte auf Twitter: "In den vergangenen Wochen wurde deutlich, dass ich und der Vorstand nicht auf der gleichen Wellenlänge reiten. Wenn das passiert, ist es für alle Beteiligten besser, das Kapitel zu beenden."
Den Job als CEO übernimmt vorübergehend der bisherige Finanzvorstand Scott Schenkel. Für die Zukunft sollen interne und externe Lösungen geprüft werden.
Wenig galt in der Branche als jemand, der frischen Wind und neue Strategien in das lange eher träge vor sich hin dümpelnde Unternehmen brachte. Unter ihm wurde unter anderem der Start von eBay Fulfillment verkündet, eine neue Zahlungsabwicklung implementiert, mit neuen Features für eine bessere Customer Experience auf dem Online-Marktplatz gesorgt und ein internationales Rebranding durchgeführt. Auch zum Deutschland-Chef Eben Serbon gab es gute Connections, was dazu führte, dass Innovationen wie eBay Plus zuerst hierzulande auf den Markt kamen.
In Zahlen haben sich all diese Aktivitäten allerdings kaum ausgewirkt. Die Umsätze legten von 2014 bis 2018 nur schwach von 81,7 auf 89,8 Milliarden Dollar zu. Amazons Umsätze explodierten im selben Zeitraum von 83,9 auf 232,9 Milliarden Dollar. Die schwache Entwicklung macht die Börsianer zunehmend nervös. Schon länger fordert der Investor Paul Singer, der über seinen Investmentfond Elliott bei eBay beteiligt ist, lauthals die Aufspaltung des Unternehmens in den Online-Marktplatz und das Kleinanzeigengeschäft. Jetzt hat das Ebay-Board reagiert und Goldman Sachs mit der strategischen Überprüfung des Portfolios beauftragt. "Wie auch in der Vergangenheit bei der PayPal Abspaltung wird das Unternehmen von kurzfristig orientierten Anlegern getrieben. Und das zum Schaden der Händler", kommentiert eBay-Experte Mark Steier auf seinem Blog Wortfilter.de.
Derweil munkelt man in Deutschland, dass eBay unter Umständen bald zum chinesischen Alibaba-Konzern zählen könnte. Denn der Marktplatz ist mit einer Marktkapitalisierung von 34 Milliarden Dollar ein Schnäppchen. Exciting-Commerce-Blogger Jochen Krisch hält auch für möglich, dass sich Mercado Libre das Unternehmen schnappt. Hier könnte eBay auf alte Bekannte treffen. Erst im März hatte sich PayPal mit 750 Millionen Dollar an dem lateinamerikanischen Marktplatz beteiligt.