"VW hat bei den Menschen über die Jahre ein hohes Markenguthaben aufgebaut. Dies wird durch den Abgas-Skandal nicht gleich auf einen Schlag aufgebraucht. Es findet zwar ein Vertrauensverlust statt, aber dieses Vertrauen lässt sich auch wieder zurückgewinnen“, sagt Prophet-Partner Felix Stöckle. Die Verbraucher bezweifelten nicht, dass VW weiterhin "exzellente Autos" baue. Im aktuellen Skandal gehe es daher wohl eher um das Fehlerhalten einzelner und die überholte Führungskultur des Unternehmens, sagt der Markenexperte in einem Interview zur Umfrage.

Die aktuelle Krise bei VW sollte nach Meinung des Berliner Beraters genutzt werden, um einen glaubhaften Wandel der Unternehmenskultur einzuleiten: "VW hat jetzt die Chance ein wirklich kundenfokussierter Konzern zu werden und die hierarchischen Strukturen, die durch Unterwürfigkeit geprägt waren, zu überwinden", sagt Stöckle. Die Demut, die VW-Manager in den USA zeigen, kämen laut jüngsten Umfragen dort gut an. Die möglichen Milliarden-Strafzahlungen seien allerdings eine Gefahr für den Konzern, wenn Zukunftsinvestitionen zurückgefahren würden, um zu sparen. "Das größte Problem der Rückrufkosten und Strafzahlungen ist, dass sie direkt auf das Forschungsbudget durchschlagen und VW somit Gefahr läuft, in einer Zeit in der neue Kerntechnologien gefragt sind, gegenüber wichtigen Konkurrenten wie Toyota oder GM an Wettbewerbskraft einzubüßen."

Diesen Effekt werde man erst in fünf bis zehn Jahren bemerken, wenn VW "links und rechts überholt" werden könnte, so Stöchele. Gefahr drohe dabei nicht nur von Wettbewerbern wie Toyota oder GM, sondern auch von potenziellen Angreifern wie Apple oder Google, die, so Stöckle, "überhaupt keine Cash-Flow-Probleme" haben.

Wichtig sei es nun, dass sich bei Volkswagen "keine weiteren Abgründe auftun", sagt der Markenberater. "VW tut momentan das Richtige, gibt sich transparent wie nie und geht offenbar schonungslos mit der Manipulation um." Zu dieser Strategie gehört auch eine Imagekampagne, an der Volkswagen laut "Bild" arbeiten soll. Erste Motive, die ein "neues Volkswagen" versprechen, erschienen bereits im Ausland.

Derweil stellen sich heimische Standorte an die Seite von Volkswagen. In den "Wolfsburger Nachrichten" erschien eine Sonderbeilage mit vielen Anzeigen. Thema: "Wolfsburger Unternehmen solidarisieren sich mit VW".

 


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.