Kolumne:
Der nächste Trend im Podcast-Universum: der Educast
Digitale, jederzeit auf allen Devices verfügbare Lern-Angebote sind gefragt. Warum der Podcast mit didaktischem Konzept das nächste große Ding ist, erklärt W&V-Autor Stephan Schreyer.
Der Markt für Aus- und Weiterbildung ist ein Milliarden-Business. Rund um den Globus. Vor allem für rohstoffarme Länder ist Bildung DIE Schlüsselressource. "Lebenslanges Lernen" wird zum individuellen Erfolgsfaktor in der persönlichen und beruflichen Entwicklung. Das gilt für jeden von uns. Insbesondere in einer sich schneller drehenden und immer digitaler werdenden Welt.
Der Trend geht zum individuellen Lernen und thematischen Vertiefen
Doch egal ob Berufsausbildung, Studium oder Weiterbildung. Lernstoff wird im 21. Jahrhundert nicht wie früher stumpf und monoton gepaukt. Schon gar nicht analog und aus Büchern. Der Trend geht zum individuellen Lernen und thematischen Vertiefen. Deshalb sind digitale, jederzeit auf allen Devices verfügbare und mit dem Zeitgeist gehende didaktische Angebote gefragt. So wie der "Educast": der Podcast mit didaktischem Konzept.
Wie bei allen Podcasts, so gilt insbesondere für den "Educast": Eben mal schnell aufzeichnen? Keine Chance! Gefragt sind pädagogische Fähigkeiten und professionelle Lernkonzepte. Neu ist das alles nicht. "Educasts" gibt es schon lange. In der einfachsten und weniger didaktischen Form als Audioaufzeichnung einer Vorlesung.
Mit den neuen digitalen Möglichkeiten, Datenvolumen, Smartphoneverbreitung, der "Generation Kopfhörer" und der gestiegenen, individuellen Mobilität rücken "Educasts" meiner Einschätzung nach verstärkt in den Fokus. Pädagogische Weiterbildung "to go". Lernen, wann, wo und wie ich will. Flexibilität pur. Im besten Fall noch individuell und Data-Driven.
Mehrwert und Relevanz von auditiven Inhalten
Doch der Reihe nach. Egal welche Podcast-Studie man zurate zieht: Die beliebtesten Kategorien sind Nachrichten, Infosendungen, Wissens- und Lernbeiträge. Kurz gesagt, es geht um (Weiter-)Bildung, um Lernen. "Gibt es schon!" ist ein häufig vorgebrachtes Stichwort, wenn ich mit meinem Plädoyer "pro Educast" beginne. Gemeint sind aber nicht die Kategorien "Bildung", "Wissenschaft" und Co. bei Streamingdiensten und Hostern, sondern die eingangs erwähnten, eigens konzipierten pädagogischen Formate.
Bestehende, nichtssagende und damit zeitraubende Podcasts werden in meinen Augen bald das Zeitliche segnen. Die Spreu trennt sich vom Weizen. Mehrwert und Relevanz beim Konsum von auditiven Inhalten werden verstärkt an seine Stelle treten. Der Grund ist simpel: Immer mehr Kanäle bei gleichbleibendem Medienbudget. Wer hört sich schon gerne "nutzlose" Inhalte an, wenn auf anderen Kanälen die Musik spielt? Ich nenne das das "Netflix-Phänomen". Was als Format vor ein paar Monaten noch begeisterte, langweilt schon heute. Kennt jeder von uns!
"Educasts" sind auch auf Corporate Ebene hoch spannend
"Educasts" mit pädagogischem Mehrwert und Relevanz in Form von Lerneinheiten können hier eine Lücke schließen. "Educasts" haben einiges auf der Pfanne: Einkanaligkeit und vollkommene Flexibiliät. Nur der Hörsinn wird angesprochen, und das fördert die Konzentration – die Lernkurve steigt. All das ist nicht neu, und einzelne Verlage haben das (Weiter-) Bildungsbusiness per se schon als Geschäftsmodell erkannt - auch in Form von "Educasts". Aber den richtigen "Durchbruch" sucht man bisher noch vergebens.
Übrigens: "Educasts" sind auch auf Corporate Ebene hoch spannend. Entweder für die interne Weiterbildung oder das Wissensmanagement, um nur ein paar Ideen zu nennen. Der Trend zu Audio endet schließlich nicht am Werkstor bzw. Firmeneingang. Nicht zu vergessen: die externe Kommunikation – Podcasts mit Wissen, Relevanz und Mehrwert.
Und was tun die großen Streamingplattformen? Achten bei der Produktion von Inhalten immer darauf, "...dass Hörer dabei etwas über sich, oder über die Welt in der wir leben lernen...". Einzelne "Education-Kanäle" oder Kooperationen gibt es (noch) nicht. In meinen Augen nur eine Frage der Zeit. Zu viel Geld steckt in diesem (noch) schlafenden Business.