Im Nachgang zur Causa Relotius:
Der Spiegel muss die Chefredaktion umformen
Ullrich Fichtner tritt nicht ins Spiegel-Führungsgremium ein, Matthias Geyer lässt zwei Jobs sein: Sie übernehmen Verantwortung im Betrugsfall Relotius.
Der Spiegel muss die geplante neue Chefredaktion neu zusammenstellen. Ullrich Fichtner und Matthias Geyer treten die ihnen ursprünglich zugedachten Leitungsfunktionen - Chefredakteur und Blattmacher - "in Einvernehmen mit der Chefredaktion nicht an". Das teilt der Hamburger Verlag am Mittwoch mit.
Matthias Geyer lässt sogar zwei Jobs sein: Er gibt auch die Leitung des Ressorts Gesellschaft ab – "auf eigenen Wunsch", wie es heißt. Und als Reaktion auf den Betrugsfall. Der Spiegel versichert: "Die Untersuchung der Kommission, die sich mit der Aufarbeitung des Falls Relotius beschäftigt, hat ergeben, dass Ullrich Fichtner und Matthias Geyer keine persönliche Schuld an den Betrugsfällen trifft. Gleichwohl übernehmen sie Verantwortung, um den hohen Maßstäben gerecht zu werden, die wir auch an andere anlegen, und um jegliche Zweifel an der Integrität des Spiegel auszuräumen“, sagt Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann. Dafür gebühre ihnen Respekt.
Das sind ihre neuen Aufgaben
Ullrich Fichtner wird Reporter mit besonderen Aufgaben und direkt an die Chefredaktion angebunden sein. Er werde Titelgeschichten konzipieren und verfassen und im Auftrag der Chefredaktion große Projekte vorantreiben, heißt es weiter.
Matthias Geyer arbeitet künftig als Redakteur für besondere Aufgaben; ebenfalls in direkter Linie zur Chefredaktion. Er soll sich im Auftrag von Blattmachern und Chefredaktion insbesondere um die Textqualität kümmern.
Steffen Klusmann und das Spiegel-Team wollen über die Neubesetzung der vakanten Positionen in den kommenden Wochen entscheiden. Das Gesellschaftsressort werde bis auf Weiteres von der stellvertretenden Ressortleiterin Özlem Gezer geführt, heißt es.
Mitte Dezember musste der Spiegel in eigener Sache verkünden, dass der preisgekrönte Redakteur Claas Relotius wiederholt eigene Geschichten manipuliert hatte. Seither läuft die interne Aufklärung, wie es zu diesem Betrugsfall kommen konnte.