Jörg Quoos:
Der Nächste bitte: Reitz folgt beim "Focus" auf Quoos
Trotz aller Dementis: Nach eineinhalb Jahren muss Chefredakteur Jörg Quoos den "Focus" bereits wieder verlassen. Sein Nachfolger wird Ulrich Reitz. Es ist der dritte Chefredakteurswechsel nach Helmut Markwort.
Das war ein kurzes Gastspiel: Nach eineinhalb Jahren muss Chefredakteur Jörg Quoos den "Focus" bereits wieder verlassen. Mit dem ehemaligen WAZ-Chef Ulrich Reitz steht zum 1. Oktober ein Nachfolger bereit. Spekulationen von Dossierb, die am vergangenen Freitag die Runde machten und von Burda auf offizielle Kontakter-Anfrage dementiert wurden, bestätigen sich nun. Gegenwärtig werden die Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins informiert.
Der große Hoffnungsträger und ehemalige "Bild"-Vize Jörg Quoos konnte dem Blatt die erhoffte Wende nicht verschaffen. Quasi zeitgleich mit seinem Amtsantritt fiel die Einzelauflage um rund 20 Prozent, weitere Einschläge kamen dazu. Der Teilumzug nach Berlin hat dem Blatt zusätzlich Energie geraubt. Quoos' Vorsatz zum Antritt, dass politische Top-Themen immer auf den Titel kommen, wurde bald kassiert.
Das Nachrichtenmagazin, das 1993 von Helmut Markwort gegründet worden war, bringt seit Monaten nur noch das "Best of" der letzten 20 Jahre. Titel wie "Fitter, schlanker, stärker" und "Das Geheimnis des Erfolgs" kommen am Kiosk aber längst nicht mehr an. Der Vorstand findet zwar noch Lorbeeren für den scheidenden Chef: "Jörg Quoos hat die Leistungsfähigkeit der Redaktion deutlich erhöht, er hat hochkarätige Journalisten verpflichtet, Strukturen sowie Arbeitsabläufe optimiert, das Blatt optisch überarbeitet und bedeutende Scoops gelandet. So wurde von der Redaktion die Steueraffäre von Uli Hoeneß aufgedeckt und der spektakuläre Fund von Nazi-Kunst in München enthüllt." Auch deshalb seien die Leserzahlen im vergangenen Jahr deutlich (MA 2014 II: +3,7%, MA 2014 I: +2,3%; 4,54 Millionen Leser) gestiegen – ebenso unter den sogenannten Entscheidern (LAE 2014: 5,6%; 605.000 Leser).
Doch dass das Vertrauen in Quoos schon länger geschwunden ist, macht sich auch an Folgendem fest: Seit längerem entschied Quoos nicht mehr alleine über den "Focus"-Titel. Ein Gremium hat die Titel festgelegt, die dann zusätzlich jede Woche von einer Marktforschung getestet wurden. Die Reißleine gezogen hat dann offenbar der Verleger Hubert Burda selbst. Mitarbeiter berichten, Geschäftsführer Burkhard Graßmann habe auf die Frage, warum Quoos gehen müsse gesagt: "Wie wir alle wissen, gehört der Verlag einer einzigen Person."
Nun soll es Reitz also richten. Schon jetzt fürchten die Mitarbeiter, Reitz werde vor allem den roten Sparstift ansetzen. "Im Moment sind keine weiteren Einschnitte geplant", soll Graßmann angekündigt haben. Das Büro in Düsseldorf solle ebenfalls erhalten bleiben. Mitarbeiter hatten die Sorge, dass nach der Schließung des Hamburger und Frankfurter Korrespondentenbüros auch Düsseldorf dicht mache. Nach aktuellem Stand wird Reitz, ebenso wie bislang Quoos, zwischen Berlin und München pendeln.
Erst vor zehn Tagen hatte der "Stern" seinen Chefredakteur sehr kurzfristig verloren. Was zu einer hitzigen Debatte um Personalien-Dementis seitens der Verlage führte (W&V berichtete).