
Briefmarke:
Der Kanzler und sein Werber: Von Mannstein, Kohl und Elefanten
Es geht nichts über eine gute alte Männerfreundschaft. Der eine, Professor Coordt von Mannstein, Agenturchef, der andere, Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl. Jetzt hat der Altkreative dem Altkanzler ein Denkmal gesetzt und ihn auf einer Briefmarke verewigt - mit einem bezeichnenden Krawattenmotiv.
Es geht nichts über eine gute alte Männerfreundschaft. Der eine, Professor Coordt von Mannstein, Agenturchef am Rande des aufregenden Örtchens Solingen, der andere, Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, der in dieser Woche zu seinem 30sten Jahrestag seiner Wahl zum Bundeskanzler wieder einmal in die Öffentlichkeit geschoben wurde. Jetzt hat der Altkreative dem Altkanzler ein Denkmal gesetzt und ihn auf einer Briefmarke verewigt. Mit Elefanten, doch dazu später.
Von Mannstein hatte den guten alten Kanzler der Einheit schon in früheren Jahren stets gut und treu inszeniert. Über Jahre hinweg hatte er die Kampagne der CDU verantwortet, er war es, der Kohl inmitten einer Menschenmenge baden ließ, quasi als Sympathieträger auf Großfläche. Ja, die Großfläche passte gut zu Kohl. Bekannt wurden "Die Wende" oder auch das Wahlplakat "Politik ohne Bart" als Abwehr gegen SPD-Mann Rudolf Scharping, der seine Wangen mit Haarwuchs umgab. Damit Helmut Kohl als Bundeskanzler schleunigst für Wahlschlachten fotogen präpariert werden konnte, soll er auch schon mal per Hubschrauber nach Solingen gekommen sein.
Noch etwas gab es, so erzählt man sich in Solinger Agenturkreisen heute noch: Helmut Kohl soll sich im Frühling gerne auf Schifffahrt begeben haben. Auf einer Yacht in der Ägäis mit Freunden wie dem einstigen Medien-Mogul Leo Kirch. Ist ja auch nichts Schlimmes dabei, wenn es wirklich so war. Man erfreute sich einander, sprach wohl über Politik und Wirtschaft – und die böse W&V schrieb damals, in den frühen 90ern, dass solch Gespräche durchaus auch Früchte tragen konnten. Auch wenn der damals 30 Millionen Mark schwere Etat des koreanischen Automobilherstellers Daewoo ganz regulär per Pitch zu von Mannstein gekommen ist. Die Kampagne, man erinnere sich, bestand vornehmlich aus gigantisch inszenierten Lippen, die einem das Bekenntnis der Lautschrift von Daewoo näher bringen sollten. "Von ce-de-uu zu dä-wuu" schrieb W&V einst.
Und jetzt die Briefmarke. Kreativ mit Elefanten. Die Entscheidung, dass Coordt von Mannstein das Postwertzeichen mit dem Konterfei Kohls entwerfen durfte, entschied der Kunstbeirat des Bundesfinanzministeriums - ganz ohne Männerfreundschaft, sondern per anonymisiertem Pitch. "Am 27. September wurde die Briefmarke an Altbundeskanzler Helmut Kohl von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Deutschen Historischen Museum in Berlin überreicht", heißt es würdevoll in einer offiziellen Erklärung, die W&V Online glücklicherweise in vollem Wortlaut vorliegt. Darin wird auch die kreative Leistung des Mannes interpretiert, der das Olympia-Logo von München 1972 erfand und der Welt das Logo der Glückspirale schenkte: "Die Sonderbriefmarke verbindet ein Schwarzweiß‐Porträt von Helmut Kohl mit einer wehenden Deutschland‐ und Europafahne, die symbolisch für seine beiden großen Lebensleistungen und politischen Visionen stehen."
Kein Wort über die Elefanten. Dabei spielen die eine wesentliche Rolle. Und zwar auf der Krawatte des "Kanzlers der Einheit – Ehrenbürger Europas." Warum aber Elefanten? Was soll uns das sagen? Stehen Elefanten für Ewigkeit? Die Briefmarke jedenfalls kann nur kurzzeitig zum Einsatz kommen, um Liebesbriefe wie Mahnungen zu schmücken: Ab Januar kostet der Standardbrief 58 Cent.