Aus für Foodpanda:
Delivery Hero gibt Geschäft in Deutschland wieder auf
Nur acht Monate nach der Rückkehr auf den deutschen Markt stellt Delivery Hero sein Geschäft hierzulande wieder ein. Bereits Ende 2018 verabschiedete sich der Dax-Konzern zum ersten Mal aus Deutschland.
Der Online-Anbieter Delivery Hero stellt seinen Essenslieferdienst im Heimatmarkt Deutschland schon nach kurzer Zeit wieder ein. Die Marke Foodpanda Deutschland werde die Tätigkeit in sechs deutschen Städten beenden und dann in Berlin nur noch eine Entwicklungsabteilung haben, teilte Delivery Hero am Mittwoch, 22. Dezember 2021, mit. Erst im Mai hatten die Berliner angekündigt, wieder einen Lieferdienst in deutschen Städten anbieten zu wollen.
Ende 2018 verabschiedete sich Delivery Hero erstmals aus Deutschland
Das ist bereits der zweite Abschied des Lieferriesen aus dem deutschen Markt. Ende 2018 verkündete Firmenchef und -gründer Niklas Östberg den Abschied aus Deutschland und verkaufte alle Aktivitäten in Deutschland an den niederländischen Konkurrenten Just Eat Takeaway. Der weltweit tätige Konzern erhielt dafür knapp eine Milliarde Euro. Seitdem war die Zentrale des Unternehmens zwar weiter in Berlin, Kuriere von Delivery Hero waren hierzulande aber nicht mehr unterwegs. Die ursprünglichen Marken Lieferheld, Pizza.de und Foodora gingen an den Rivalen, der in Deutschland unter dem Namen Lieferando aktiv ist.
Der Schritt, sich erneut zurückzuziehen, erlaube es nun, Mittel auf attraktive Wachstumschancen in anderen Märkten und Geschäften zu verlagern, hieß es vom Dax-Konzern. Das Foodpanda-Geschäft in Japan soll zudem im ersten Quartal 2022 verkauft werden. Wo möglich sollen Foodpanda-Beschäftigte in anderen Funktionen in der Delivery-Hero-Gruppe oder Partnern unterkommen, zudem sind Abfindungspakete geplant, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Die Entscheidungen für Deutschland und Japan seien nicht leicht gefallen, sagte Vorstandschef Niklas Östberg. Es sei zunehmend schwieriger geworden, in den betroffenen Märkten echten Wert für die eigene Plattform zu schaffen.
"Wir haben nicht unendlich Geld"
Gegenüber der F.A.Z. äußerte sich Östberg zu der Entscheidung: "Wir haben nicht unendlich Geld." Er sei weiterhin überzeugt, dass der hier aufgebaute Lieferdienst sich langfristig durchsetzen könnte – doch das würde dauern und Geld kosten. Und: "Kapital aufzunehmen ist teuer. Wir müssen bei der Auswahl unserer Gelegenheiten wählerisch sein." Es gebe zahlreiche Märkte, denen das Geld besser angelegt sei, zum Beispiel in Asien und Osteuropa.
In den vergangenen Monaten hatten auch andere Anbieter ihr Engagement in Deutschland intensiviert. Neben Marktführer Just Eat Takeaway will auch der US-Fahrdienstvermittler Uber mit seinem Dienst Uber Eats in Deutschland stärker Fuß fassen. Darüber hinaus strebt der US-Anbieter Doordash unter anderem mit dem geplanten Zukauf des finnischen Anbieters Wolt nach Europa und Deutschland.
Zu viel Konkurrenz auf dem deutschen Markt
Dazu kommen Quick-Commerce-Unternehmen wie Gorillas, Getir und Flink, welche ebenfalls um den Hunger der Kundschaft buhlen. Das Handelsblatt sprach im März von einer "Schlacht um den Markt". Wie Östberg nun gegenüber dem Handelsblatt durchblicken ließ, seien auch diese mit ein Grund für die erneute Einstellung des Liefergeschäfts in Deutschland. Dort heiß es: "Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg begründete seine Entscheidung mit der scharfen Konkurrenz – nicht nur durch andere Essenslieferdienste sondern auch stark wachsende Start-ups wie Flink und Gorillas, die vorwiegend Lebensmittel ausliefern." Wörtlich wird er zitiert: "Wir sehen uns jetzt mit einer ganz anderen Realität konfrontiert als bei unserem Eintritt in diese Märkte und müssen daher schweren Herzens andere Wachstumsmöglichkeiten mit größerem Potenzial verfolgen."
Wir hart diese Realität ist, bekam erst wenige Tage zuvor der Online-Supermarkt getnow.de zu spüren und zog sich bis auf weiteres ebenfalls aus dem deutschen Markt zurück. Dennoch mischt Delivery Hero indirekt mit und ist zum Beispiel an dem schnell wachsenden Speed-Lieferanten Gorillas mit acht Prozent beteiligt. (rom/dpa)