
Deal von Aldi Nord und Bertelsmann: Regionalverlage unter Druck
Bertelsmann-Dienstleister Arvato verhandelt derzeit mit Aldi Nord über den Druck und Vertrieb von Prospektwerbung - zu Ungunsten der Zeitungswerbung. Das berichtet "W&V".
Für massive Verstimmung sorgt derzeit in der Verlagsbranche die Zusammenarbeit des Dienstleistungskonzerns Arvato mit dem Discounter Aldi Nord. Wie "Werben & Verkaufen" (W&V) in seiner aktuellen Ausgabe (EVT: 26.05.) berichtet, soll der zum Medienkonzern Bertelsmann gehörende Dienstleister Arvato derzeit mit Aldi Nord über den Druck und Vertrieb von Prospektwerbung verhandeln.
Sollte Aldi Nord den Auftrag an Arvato vergeben, will der Handelsriese seine Anzeigenwerbung in regionalen Tageszeitungen deutlich einschränken, was die Ertragslage vieler Regionalverlage erheblich belasten würde. Gleichzeitig will Aldi Nord mit dem möglichen Ausweichen in die Prospektwerbung die Verlage unter Druck setzen. So fordert der in Essen ansässige Konzern bei den Anzeigenpreisen laut "W&V" angeblich Preisnachlässe von bis zu 25 Prozent.
Dass der Bertelsmann-Konzern, zu dem unter anderem der Fernsehsender RTL und der Verlag Gruner + Jahr ("Stern", "Brigitte", "Geo") gehört, in dieses Spiel involviert ist, sorgt bei diversen Regionalverlagen für Empörung. "Bertelsmann ist selbst ein Medienhaus. Es muss doch wissen, dass es mit diesem Auftrag großen Teilen der Branche schwer schadet", erklärt ein Verlagsmanager der "W&V". Zu den Zeitungen, mit denen Aldi Nord derzeit verhandelt, gehören laut "W&V" die "Leipziger Volkszeitung", der "Nordkurier", die "Schweriner Volkszeitung" und die "Lausitzer Rundschau".
Mit dem teilweisen Verzicht auf Werbung in Tageszeitungen vollzieht Aldi Nord nur nach, was Aldi Süd bereits 2010 begonnen hat. Die Mülheimer verlagerten teilweise in Baden-Württemberg, dem Großraum München und im Rhein-Main-Gebiet ihre Werbung von Tageszeitungen in Prospekte, die direkt an die Haushalte verteilt werden. Die beiden operativ unabhängig voneinander arbeitenden Aldi-Gesellschaften investieren gemeinsam rund 400 Millionen Euro im Jahr in Werbung.