
Social-Media-Aktion:
Das steckt hinter dem Twitter-Gewitter #112
Zwölf Stunden live dabei: Feuerwehren in ganz Deutschland berichten am Tag des Notrufs über ihre teils abenteuerlichen Einsätze.

Foto: Screenshot Twitter @FW_Bochum
Die bundesweite Aktion von 41 Berufsfeuerwehren läuft noch bis 20 Uhr - denn heute, 11.2., ist der Tag des Notrufs, den man unter der 112 erreicht. Unter dieser Nummer werden seit 2008 Notrufdienste europaweit erreicht.
Das erste bundesweite "Twittergewitter" geht auf eine Initiative der Berliner Feuerwehr und der Berufsfeuerwehren aus München, Hamburg, Düsseldorf, Bremen und Frankfurt am Main zurück.
Die Feuerwehr in Berlin twittert bereits seit 2009 und hat inzwischen über 110.000 Follower. Die Hashtags für den Aktionstag lauten #112live und #berlin112. Vorbild sind ähnliche Aktionen der Polizei, die schon vor Jahren zum Beispiel alle Notrufeinsätze in 24 Stunden über Twitter verbreitet hatte.
Deutschlands größte Berufsfeuerwehr in Berlin will nach eigenen Angaben auf diesem Wege öffentlich machen, was gerade passiert und mit welchen Problemen sie konfrontiert ist. Von vielen Einsätzen soll live getwittert werden. Anliegen ist auch, auf Berufe bei der Feuerwehr aufmerksam zu machen.
Feuerwehren in München, Hamburg, Düsseldorf, Bremen und Frankfurt am Main beteiligen sich. Zum ersten Mal werden Feuerwehren parallel Tweets absetzen.
Zum Europäischen Tag des Notrufs 112 haben Politik und Hilfsorganisationen auf Alltagsnöte der Rettungsdienste aufmerksam gemacht. "Es ist besorgniserregend, dass vor allem bei Verkehrsunfällen Rettungskräfte oftmals von Schaulustigen behindert oder beleidigt werden", sagte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP in Berlin, Norbert Cioma, erklärte unterdessen, es sei nicht allen klar, dass die 112 für Notfälle und nicht den abgebrochenen Fußnagel da ist. So wie hier:
Ebenfalls in Hessens Hauptstadt: "Anrufer meldet der #Leitstelle: Zäpfchen geht nicht rein." Der Mann wurde an den Hausarzt verwiesen.
In Pforzheim, Baden-Württemberg, kümmerten sich Einsatzkräfte um eine verletzte Taube. In der Leitstelle im brandenburgischen Cottbus zählte ein Feuerwehrmann am Telefon laut vor, damit ein Anrufer einen leblosen Menschen im richtigen Takt reanimierte. In Hamburg spielten Kinder bei einer Feuerwehraktion so begeistert mit Playmobil einen Notfall nach, dass eine besorgte Nachbarin die 112 wählte.
Viele Menschen denken beim Wort Feuerwehr zuerst an Flammen, Qualm, Verkehrsunfälle oder Gasaustritt. Die mit Abstand meisten Notrufe drehen sich jedoch um Rettungseinsätze.
Hier eine kleine Auswahl, was die Wehren am Montag unter #112live twitterten:
Feuerwehr Hamburg: "Verkehrte Welt: zukünftige, kleine Feuerwehrleute spielen auf Laubengang mit @playmobil Feuerwehrautos. Spielerische Hilfeschreie der Kinder führten dazu, dass eine besorgte Nachbarin den Notruf der Feuerwehr rief."
Feuerwehr Cottbus: "43-jähriger Mann wählt den Notruf. Er hat Sorge um seinen Blutdruck. Mutter zwängt sich in das Notrufgespräch und rät vom Einsatz ab. So geht das aber nicht. Der Rettungswagen kommt natürlich trotzdem."
Feuerwehr Hamburg: "#Alarm In Wilhelmsburg hat eine männliche Person Batteriesäure ins Auge bekommen. Der Rettungswagen von der Wache Wilhelmsburg ist unterwegs."
Stadt Pforzheim: "Durch die Berufsfeuerwehr wird eine verletzte Taube in den Wildpark gebracht."
Feuerwehr München: "Selbst beim Arzt muss manchmal der Arzt kommen. In einer Praxis in #Ramersdorf hat ein Patient einen Herzinfarkt erlitten. Wir schicken einen Notarzt zur Unterstützung."
Feuerwehr Bremen: "Es gab keine Personen im Aufzug. Eine verwirrte Person hat nur einfach immer wieder den Notrufknopf gedrückt. Der Sachverhalt wird vor Ort geklärt."
Feuerwehr Bautzen: "Eine Straßenbeleuchtung droht in der Innenstadt herabzustürzen. Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug und die Drehleiter nehmen sich der Sache an."
Feuerwehr Cottbus: "Person ist umgefallen und muss vom Sohn reanimiert werden. Der Kollege von der Leitstelle gibt den Takt vor und zählt laut mit. Zwischenzeitlich muss er den Sohn beruhigen. Der Rettungswagen ist schon unterwegs."
Feuerwehr Wiesbaden: ""Ich will doch nur reden?" Leider benutzen manche Zeitgenossen den #Notruf auch als Kummerkasten oder um unsere Einsatzbearbeiter zu beschimpfen. Dabei ist #Notrufmissbrauch strafbar und blockiert die Leitungen für echte Notfälle."
Feuerwehr Leverkusen: "In #Manfort hat gerade ein kleines Kind einen #Hockeyschläger gegen den Kopf bekommen. Ein #RTW ist unterwegs. Wir hoffen es ist nicht ganz so schlimm. Und wünschen alles Gute!"
Feuerwehr Wiesbaden: "Bei dem stechenden #Geruch in dem Verwaltungsgebäude handelt es sich vermutlich Buttersäure. Das betroffene Stockwerk wurde geräumt. Die #Leitstelle wurde vorsorglich personell verstärkt."
(dpa/sh)