Zum Beispiel geht es darum, politische Themen auch in Youtube zu platzieren. Dabei sollen auch bekannte Youtuber helfen. Funk produziert eigene Formate mit Le Floid oder Kelly und Freddy ("Guten Morgen Internet"). Ähnlich wie bei der jungen Medienmarke Vice will Hager bei Funk über Inhalte eine Marke schaffen. Mitbewerber gebe es keine. "Wir füllen eine Lücke", so der Programmgeschäftsführer.

Werbefreies Funk darf Geld im Netz verdienen

Trotzdem sei Funk keine grüne Experimentier-Wiese. Aufgrund der Änderung des Rundfunkstaatsvertrags hat das Netzangebot aber rechtlich mehr Freiheiten, als der ARD-Hörfunk oder das Fernsehen. "Wir sind medienneutral", so Hager. Deshalb darf Funk auch Geld im Netz verdienen. Eine Option wäre das Serien-On-Demand-Angebot, das sich besonders an die ältere Zielgruppe 25 bis 29 Jahre richtet. Hauptgeschäft sind aber die Videokanäle.

Ziel von Funk ist es - Hager zufolge - nicht eine spitze Zielgruppe zu erreichen, sondern alle 14- bis 29-Jährigen, die Internetanschluss haben. Auch wenn es noch eine Utopie sei, 14, 5 Millionen User zu erreichen, räumt Hager ein. Da Google und Facebook keine Nutzerzahlen veröffentlichen, bisher also nur die selbst gemessenen Reichweiten vorliegen, sei es schwer definierte Prognosen zu treffen. Funk arbeite aber dazu an einer statistischen Erhebung, heißt es.

Zu dem so genannten Content-Netzwerk sollen noch 30 weitere Kanäle dazukommen. Bisher stemmt die Zentralredaktion aus zehn festen Mitarbeitern den Löwenanteil der Inhalte in Zusammenarbeit mit allen ARD-Sendern, vor allem mit den jungen Wellen wie Puls, 1Live oder Fritz. Künftig soll aber der Input der ARD-Schwestern steigen.

Mitte 2017 soll die ARD-Audio-App starten

Auf Zusammenarbeit setzt die ARD auch bei einem weiteren neuen Angebot: Mitte kommenden Jahres soll die erste ARD-Audio-App an den Start gehen. Sie wird Zugang zu allen Wellen und den Programmen von Deutschlandradio im Netz schaffen. "Diese Vielfalt ist einzigartig in Deutschland, so etwas kann kein Streamingdienst bieten", sagt MDR-Intendantin Wille. Und das ohne Werbung und extra Registrierung, sprich Preisgabe von Nutzerdaten, sagt Nathalie Wappler, Leiterin der ARD-Hörfunkkommission.

Das neue Angebot soll auch personalisiert werden, der Nutzer kann seine Interessensfelder angeben. Ein fortlaufender Stream versorgt ihn dann mit den relevanten Themen. Zudem wird es redaktionelle Empfehlungen geben. Es wird Kategorien und Empfehlungen zu bestimmten Hörsituationen geben - wie Joggen oder Chillen. Fokus der App liegt aber auf wortbasierten Inhalten der Sender mit ausgewählten Audioproduktionen. Auch Podcasts sollen abonnierbar sein.

Damit steht eine weitere Teilnahme der ARD am Radioplayer, dem Radio-Aggregator im Netz aus privaten und öffentlich-rechtlichen Hörfunkangeboten, künftig auf der Kippe. Zwar wurde nach dem jetzt abgelaufenen Probejahr der Vertrag bis Ende 2017 verlängert. Eine weitere Teilnahme würde dann überprüft, sagt Wappler.

Kritik an der App kommt prompt vom Privatfunkverband VPRT. Dort rügt der Vorsitzende des Fachbereichs Radio und Audiodienste, Radio-Regenbogen-Chef Klaus Schunk, die ARD-Planungen, Mitte 2017 ihr Hörfunkangebot in einer eigenen Audio-App bündeln zu wollen. Schunk wörtlich: "Die Ankündigung der ARD, ihr Angebot um eine gebündelte Audio-App erweitern zu wollen, ist ein neuerlicher Beweis dafür, dass die Politik öffentlich-rechtliches Radio grenzenlos gewähren lässt!" Schunk fürchtet um den fairen Wettbewerb im Hörfunklager. 


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.