Frankfurter Rundschau GmbH:
Das hat die "FAZ" nach der Übernahme mit der "FR" vor
"FAZ"-Chef Trevisan verspricht: "Als unabhängige Stimme soll die Frankfurter Rundschau auch in Zukunft wesentlich zur Meinungsvielfalt beitragen."
Die angeschlagene "Frankfurter Rundschau" soll auch nach der genehmigten Übernahme durch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" als unabhängige und linksliberale Zeitung erscheinen. So viel steht am Morgen nach dem Go durch das Kartellamt fest; der Kaufvertrag ist bereits unterzeichnet. Die neue Frankfurter Rundschau GmbH – gegründet zur "Sicherung der redaktionellen Unabhängigkeit der Traditionszeitung" - halte die Titelrechte und sei mit einer eigenen Redaktion für die gedruckte und die digitale Ausgabe der Zeitung verantwortlich, teilen die FAZ GmbH und die Frankfurter Societät GmbH am Donnerstagmorgen mit.
Trotz der gesicherten Zukunft des Blattes müssen allerdings die weitaus meisten der mehr als 400 Mitarbeiter des Verlags gehen. Hunderte "FR"-Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigungen erhalten. Zunächst sollen sich die 28 übernommenen "FR"-Mitarbeiter in der Redaktion unter Leitung des bisherigen Chefredakteurs Arnd Festerlingauf die Regionalberichterstattung konzentrieren, heißt es weiter. Rouven Schellenberger, der bislang neben Festerling die Zeitung führte, scheidet aus. Unterstützt wird das Team der Mitteilung zufolge durch den ortsansässigen Redaktionsdienstleister Pressedienst Frankfurt (PDF), mit dem die "FR" bereits seit Längerem erfolgreich zusammenarbeite. "Die Mantelseiten werden bis zum Aufbau einer eigenständigen überregionalen Redaktion weiter durch die DuMont-Redaktionsgemeinschaft in Berlin zugeliefert", heißt es. Dann dürften auch dort Arbeitsplätze in Gefahr sein; nach früheren Angaben stehen beim Berliner Verlag mehr als 40 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Insolvenzverwalter Frank Schmitt teilt indes mit, dass er der „FAZ“ noch bis Ende Mai für die Herstellung der „FR“ die gesamte Infrastruktur der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH zur Verfügung stellen werde. Bis Ende April werde das Blatt sogar noch von der insolventen Gesellschaft gedruckt, außerdem – bis Ende März – das „Handelsblatt“. "Die dafür benötigten Mitarbeiter bleiben wenigstens noch so lange in Lohn und Brot und können anschließend natürlich auch in die Transfergesellschaft wechseln", so Schmitt.
"FAZ"-Geschäftsführer Tobias Trevisan verspricht: "Als unabhängige Stimme soll die Frankfurter Rundschau auch in Zukunft wesentlich zur Meinungsvielfalt beitragen." Auch wenn die Umstände um die Insolvenz der Frankfurter Rundschau und der Verlust vieler Arbeitsplätze sehr bedauerlich seien, freue sich sein Haus, "dass wir durch die Gründung einer unabhängigen Gesellschaft sowie durch die Integration der Verlagsaufgaben in die Strukturen der FAZ einen wichtigen Beitrag zur Fortführung der Traditionszeitung leisten können".
Das Konstrukt der Frankfurter Rundschau GmbH sieht nun folgendermaßen aus: Vorbehaltlich einer formellen Genehmigung durch die Stiftungsaufsicht wird sich die ursprüngliche Eigentümerin der "FR", die Karl-Gerold-Stiftung, an dieser Gesellschaft beteiligen. Die Frankfurter Societät GmbH wird dann 55 Prozent der Anteile an der Gesellschaft halten. Sie führt das neue Unternehmen und zeichnet für den operativen Betrieb verantwortlich. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH wird 35 Prozent und die Karl-Gerold-Stiftung zehn Prozent der Anteile halten. Letztere garantiere mit ihrer Stiftungsverfassung auch die Ausrichtung der Frankfurter Rundschau als unabhängige, linksliberale Tageszeitung. Bisherige Hauptgesellschafter waren die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die SPD-Medienholding ddvg.