
FAZ:
Das erste und letzte Interview mit Aldi-Gründer Karl Albrecht
Der verstorbene Aldi-Mitbegründer Karl Albrecht war sehr medienscheu. Die "FAZ" hat einen der wichtigsten Männer des Wirtschaftswunderlands Deutschland vor seinem Tod getroffen. Ein Lesetipp.
Aldi gehört nicht zu den kommunikativsten Marken, Äußerungen sind selten. Gestern war das anders: Aldi gab den Tod des Unternehmensgründers Karl Albrecht (geboren 20. Februar 1920, gestorben am 16. Juli 2014) bekannt. Ein Mann, den Journalisten zwar immer gejagt haben. Der aber lieber schwieg. Fotos der Albrecht-Brüder sind Mangelware. Somit ist der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" etwas Besonderes gelungen, als Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur für den Bereich "Digitale Medien", den 94-Jährigen kurz vor seinem Tod traf. Der Autor beschreibt, wie ihn die Handelslegende in ihrem Essener Haus empfängt. Albrecht hatte mit seinem Bruder Theo das Imperium aufgebaut, das die Art, wie die Deutschen einkaufen, nachhaltig verändert hat. Blumencron schildert den Milliardär als bescheidenen Mann. "Ich habe Glück gehabt, sehr viel Glück", sagt Albrecht über den Erfolg seiner Supermarktkette.
Er verrät Faz.net aber auch einen Teil seines Strategie: "Was man erreichen muss", so Albrecht, "ist, dass der Kunde den Glauben gewinnt, nirgendwo billiger einkaufen zu können." Die inzwischen in vielen Ländern etablierte Marke Aldi - als Abkürzung für Albrecht-Discount - sei eine Idee seines Bruders gewesen, erzählt er. Der passionierte Golfspieler hat sogar lobende Wort für die Konkurrenz: "Ohne Lidl wären wir eingeschlafen." Den sehr späten Schritt an die Öffentlichkeit begründet Müller von Blumencron in seinem Text mit einem naheliegenden Anliegen: Der Handelskonzern sollte endlich ein Gesicht bekommen.