Wie profitiert die Sportart von dem EM-Sieg?

Neben dem Erfolg der Liga-Klubs ist auch das sportliche Abschneiden der Nationalmannschaft für das Handballinteresse in Deutschland entscheidend. Der EM-Titel wird der Sportart hierzulande zu einem erneuten Aufschwung verhelfen, wie er auch nach dem WM-Titel 2007 einige Jahre zu spüren war. Wenn diese junge Mannschaft es schafft, auch bei den Olympischen Spielen erfolgreich zu sein, würde dieser Effekt nachhaltig transportiert werden.

Wie interessant ist die Handball-Bundesliga für Sponsoren?

Handball ist weiterhin eine attraktive TV-Sportart. Die knapp 13 Millionen TV-Zuschauer beim Finale – ein Marktanteil von 42 Prozent – bedeuten einen neuen Rekord für Handball-EM-Spiele bei den öffentlich-rechtlichen Sendern über die letzten zehn Jahre hinweg. Wenn man bedenkt, dass das DHB-Team sich für die EM 2014 gar nicht erst qualifiziert hat, sind diese Werte umso beeindruckender! Wenn die Ligaverantwortlichen es schaffen, eine attraktive TV-Vermarktung für den zur Saison 2017/18 erneuerten Fernsehvertrag anzubieten, bleibt die Plattform Handball für Sponsoren interessant.

Bei den Handballern wurde vor allem die überragende Leistung von DHB-Torwart Andreas Wolff gefeiert. Welches Vermarktungspotenzial hat dieser Sportler?

Beim Mannschaftssport Handball standen einzelne Spieler bisher weniger im Fokus der Werbetreibenden. Daher ist der Hype um Andreas Wolff in den sozialen Medien schon etwas Besonderes. Allein durch seine Position als Torwart sticht der 24-Jährige aus der Mannschaft heraus und könnte einen ähnlichen Status erlangen wie etwa TV-Experte Stefan Kretschmar. Den verbindet man sofort mit dem Handball-Sport. Wenn potenzielle Sponsoren sich die authentischen Eigenschaften unseres neuen Top-Torhüters für Kampagnen zu Nutze machen, wäre der EM-Titel für ihn nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus finanzieller Sicht sicherlich lukrativ.

Im Tennissport begeistert die Deutschen Grand-Slam-Siegerin Angelique Kerber. Wie profitiert sie davon?

Lars Stegelmann: Ein Blick auf die Entwicklung von Kerbers Followerzahlen in den sozialen Netzwerken zeigt, wie medienwirksam ihr Triumph bei den Australian Open war. Innerhalb von zwei Wochen gewann Kerber 164.000 neue Facebook-Fans weltweit. Bei Twitter stieg ihre Followerzahl allein in der letzten Turnierwoche weltweit um knapp 28.000 auf 180.000. 

Der erste Grand-Slam-Titel einer deutschen Tennisspielerin seit Steffi Graf 1999 bringt Angelique Kerber einen enormen Schub in der Positionierung ihrer Person. Ihr Sieg ist ein herausragender Erfolg, der sie auf die Landkarte setzt innerhalb der Topbranche in der Sportwirtschaft.

Was bedeutet das für ihr Vermarktungspotenzial?

Der Marktwert hat sich sicherlich erhöht, aber einen großen Sprung macht er erst, wenn sie den Erfolg bestätigt. Für eine erfolgreiche Vermarktung, sowohl national als auch international, muss Kerber konstant über einen längeren Zeitraum sportlich erfolgreich sein, um ihre Bekanntheit in der Bevölkerung nachhaltig steigern und profitable Sponsoringverträge abschließen zu können. Potenzielle Sponsoren achten bei der Testimonialauswahl zumeist auf einen hohen Bekanntheitsgrad, um die bestmögliche Reichweite für ein beworbenes Produkt zu erreichen. Neben der Bekanntheit sind aber auch weitere Faktoren wie etwa die bekundete Sympathie oder eine attraktive Ausstrahlung für die erfolgreiche Vermarktung einer Athletin entscheidend.

(mit Material von dpa)

 


Autor: Frauke Schobelt

koordiniert und steuert als Newschefin der W&V den täglichen Newsdienst und schreibt selber über alles Mögliche in den Kanälen von W&V Online. Sie hat ein Faible für nationale und internationale Kampagnen, Markengeschichten, die "Kreation des Tages" und die Nordsee. Und für den Kaffeeautomaten. Seit 2000 im Verlag W&V.