Viele Influencer, Agenturen und Marken verwenden schon seit Jahren verschiedene Kennzahlen, wie Reichweite, Impressionen, Interaktionen oder Conversion, um ihren Erfolg zu messen und sind somit nicht unbedingt abhängig von der Like-Funktion. Vorteile bietet es auch denjenigen, die sich jahrelang wegen der Like-Anzahl von eigenen oder fremden Beiträgen unter Druck gesetzt gefühlt haben. Einen Nachteil werden ausschließlich die Nutzer haben, die Instagram professionalisiert nutzen und sich bisher noch nicht mit alternativen Kennzahlen für die Erfolgsmessung beschäftigt haben.

Back to the roots

Aus meiner Sicht wird es durch den Verzicht auf die Like-Anzahl eine Rückbesinnung auf qualitative Beiträge anstatt der umgehenden Adaption funktionierender Inhalte geben. Auch eine deutliche Unterscheidung im visuellen Auftritt wird sich nicht vermeiden lassen, da Kunden auch schon länger nicht mehr rein nach der Reichweite entscheiden. Was bleibt, ist der Content, der auf den ersten Blick verrät, ob sich eine Anfrage für den Kunden lohnt oder nicht.

Meine Hoffnung ist, dass auch die letzten professionellen Entscheider endlich Richtung Conversion getriebener Kampagnen wechseln und sich vermehrt auf Kennzahlen wie Traffic, Downloads, Warenkorbabschlüsse usw. konzentrieren. Awareness hin oder her, sie kann ein Ziel sein, sollte aber nicht die einzige Basis einer Auswertung darstellen.

Welche Fragen ich mir aber stelle, sind folgende:

1. Was passiert mit den Likes auf anderen Plattformen? Dass Facebook bei Erfolg wechselt, ist nicht erklärungsbedürftig, aber ob auch Tik Tok, Pinterest usw. folgen werden, das wird sich 2020 zeigen.

2. Spannend ist auch die Frage, inwiefern das Verschwinden der Like-Anzahl sich auf die Reactions z.B. auf Facebook oder Linkedin auswirken wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese in Gesamtheit verschwinden, da sie eine deutlich breitere Aussagekraft für die Nutzer haben.

3. Viele Marketers erwarten durch die Veränderung bei den Likes einen Zuwachs bei den Kommentaren. Wird diese Wechselwirkung aber wirklich eintreten? Ich denke nicht, denn ein Like ist weit entfernt von einem Kommentar, egal ob zeitlich hinsichtlich des Aufwands als auch inhaltlich, wenn man sich das veränderte Nutzerverhalten der vor allem jüngeren Zielgruppe ansieht. Hinzu kommt der extreme Wandel vom Instagram-Feed hin zu den Instagram-Stories. Wo noch vor wenigen Jahren das Verhältnis bei 80/20 lag, so ist es heute genau andersherum.

Machen wir uns aber am Ende nichts vor, diese Veränderung ist sicherlich keine Entscheidung für den User seitens Instagram gewesen, sondern eine für die Monetarisierung selbiger. Denn durch das Verschwinden der Anzahl an Likes und tendenziell sinkender organischer Reichweiten, müssen Marketers vermehrt in Paid Media investieren, egal ob das Ziel z.B. die Impression oder die Conversion ist.

Die Meinung anderer Branchenexperten

Elina Reimche

Elina Reimche

Elina Reimche, Social Media & Community Manager bei Flaconi: "Instagram ohne Likes ist wie Schule ohne Noten. Klingt erstmal nicht schlecht! Aber nur weil Likes nicht mehr öffentlich einsehbar sind, sind sie noch lange nicht verschwunden. Auch Influencer Marketing verändert sich dadurch erst einmal kaum. Der einzige Unterschied: Marketer müssen nun in der Auswahl von Talents umso stärker mit Influencern und Managements zusammenarbeiten, um Zugriff auf deren Insights zu bekommen. Nur dann können sie sich ein Bild davon machen, wie gut der Creator zu den jeweiligen Kampagnenzielen passt. Das Gute daran: Eine Verschiebung des Focus weg von starren KPIs hin zur qualitativen Bewertungen des Contents."

Kai Strehler

Kai Strehler

Kai Strehler, Head of Social Media bei Deutsche Bahn: "Es ist einfach eine wahnsinnig große Chance, sich von den rein quantitativ messbaren Like-Erfolgen zu entfernen und endlich Content danach zu bewerten, wie wir es in der Realität auch machen: Nach Botschaft und nach dem Gefühl, das die Kampagne bei den Menschen hinterlässt, auf die es ankommt: Die Empfänger."

Ines Spicker

Ines Spicker

Ines Spicker, Senior Social Media Manager bei Share Now: "Die Relevanz von Instagram für Nutzer liegt ohnehin schon seit geraumer Zeit in den Stories begründet. Mit der Abschaffung der Like-Zahlen werden die Feed-Posts noch mehr in den Hintergrund rücken – denn warum der Aufwand, wenn keine öffentliche Anerkennung? Besonders für Fakefluencer fehlt in Zukunft der Anreiz, im Feed präsent zu sein. Denn mit vielen Likes und damit auch mit einer hohen Reichweite wird kein Geld mehr zu verdienen sein. Eine große Chance für echten und dadurch qualitativ hochwertigen Content."

Weitere spannende Expertenmeinungen zu dem Thema findet ihr übrigens als Kommentare unter meinem letzten Beitrag auf Linkedin.

Der Autor: Pascal Wabnitz ist Gründer und Geschäftsführer von Le Buzz, einem Ökosystem rund um das Thema Influencer Marketing. Hierzu zählt auch das Le Buzz Studio mit Schwerpunkt Content, Social Media und Influencer Marketing, welches zuletzt Kunden, wie Land Rover, Getty Images, VGH Versicherungen usw. gewinnen konnte.

Sebastian Grote

Pascal Wabnitz


Autor: Pascal Wabnitz

Pascal Wabnitz war über zehn Jahre für Top-Agenturen als freier Digital-Berater und Creative Director tätig. Heute ist er Gründer und Geschäftsführer von Le Buzz Studio, einem agilen Anbieter für digitale Kommunikation mit den Schwerpunkten Content, Social Media, Influencer sowie Performance Marketing, welches zuletzt Kunden, wie Land Rover, VGH Versicherungen usw. gewinnen konnte. Le Buzz Studio ist Teil der sdk.group mit Sitz in Berlin, Hamburg, Nürnberg und Hannover.