Pharma Symposium von Bauer Media:
Das 16-Punkte-Programm der Pharma-Branche
Apotheker, Ärzte und Produzenten haben auf dem Pharma Symposium in Hamburg 16 Thesen erarbeitet. Es geht um die Zukunft einer ganzen Branche.
Die 95 Thesen von Martin Luther oder das kommunistische Manifest: Es waren große Vergleiche, die im Rahmen des Pharma Symposiums unter dem Motto „Manifesto“ gezogen wurden. Natürlich nicht im politischen oder religiösen Sinne, sondern nach ihrer Gewichtung für eine ganze Branche.
In Zusammenarbeit mit der Livekommunikationsagentur MfProjektmanagement lud die Bauer Media Group, für deren journalistische Marken ("Tina", "Myway", "Shape", "Praxisvita" u.a.) die Pharma-Industrie traditionell ein wichtiger Werbepartner ist, vergangene Woche nach Hamburg ein, um mit diversen Akteuren der Branche, darunter Ärzte, Apotheker und Produzenten, Richtlinien für die Zukunft zu definieren. Entstanden ist ein Pharma-Manifest, das Orientierung bieten und erste Antworten auf die drängendsten Fragen liefern soll.
Die Pharmaindustrie steht im Zuge der Digitalisierung – wie viele andere Branchen eben auch – vor den größten Herausforderungen seit Jahren. Im schicken Veranstaltgungsgebäude Curiohaus, nur einige Fußminuten von der Alster entfernt, wurden die Trend-Themen Selbstoptimierung und "Dr. Google" (Patienten suchen online nach Diagnosen und den richtigen Medikamenten) viel diskutiert, aber auch grundsätzliche Fragen gestellt. Zum Beispiel: Gibt es in einigen Jahren überhaupt noch stationäre Apotheken? Oder werden die in der Informationsmasse, die das Internet bietet, sogar wichtiger als jemals zuvor, weil irgendwer Orientierung bieten muss?
Verschiedene Referenten, darunter auch ein Soziologe, ein Medienwissenschaftler und ein Unternehmensberater, stellten in ihren kurzen Vorträgen jeweils fünf Thesen vor, die aus ihrer Sicht auf die akutelle und künftige Situation der Pharmabranche zutreffen. Im Anschluss an die Vorträge wurde von den Gästen abgestimmt. Jene Thesen, die mindestens 20 Prozent Zustimmung erhielten, wurden in das Manifest aufgenommen.
Entstanden sind folgende 16 Thesen:
1.
Wir benötigen mehr echte Improvisation, die sich primär auf das Nicht-Etabliert-Schematische, das Noch-Nicht, das rein Mögliche einlässt.
2.
Zukünftige Senioren werden zur heterogensten Zielgruppe, die sich überhaupt denken lässt.
3.
Der freie Zugang zu relevanten Gesundheitsinformationen verändert den Patienten vom Gesundheitsempfänger zum Selbstoptimierer.
4.
Patienten haben heute weniger denn je ein Informations-Defizit und mehr denn je ein Entscheidungskompetenz-Defizit. Dadurch steigt die Bedeutung von Arzt und Apotheker.
5.
Das Pharma-Geschäftsmodell wird sich von produktzentriert zu patientenzentriert verändern.
6.
Apotheken werden näher auf den Patienten zugehen. Nur empathische Apotheken sind gute Apotheken.
7.
Apotheken werden sich differenzieren. Nicht mehr alle Apotheken werden alles anbieten. Sie werden sich Schwerpunkte suchen (zum Beispiel Sportpatienten – Anm. d. Red.) und ihr spezifisches Dienstleistungsangebot ausbauen.
8.
Die digitale Disruption des Gesundheitsmarktes wird getrieben durch drei Faktoren: die wirtschaftlichen Zwänge des Gesundheitssystems, digitale Technologie, selbstbestimmte Millennial-Konsumenten.
9.
Die Digitalisierung der Gesellschaft sorgt dafür, dass die Zukunft ganzheitlicher Gesundheitsmarken mit starkem Lifestyle- und Community-Charakter gehört, die alle Bereiche des Healthcare- und Pharma-Marktes abdecken und vernetzen.
10.
Die Digitalisierung der Wirtschaft und des Gesundheitsmarktes werden branchenübergreifende Fusionsbewegungen historischen Ausmaßes zur Folge haben.
11.
Alle Teilnehmer des Gesundheitsmarktes werden im Rahmen der Digitalisierung ihr Selbstbild verändern – weg von Produzenten und hin zu Lösungsanbietern. Dadurch verschiebt sich die Betrachtung des Patienten hin zum Kunden und Verbraucher.
12.
Glaubwürdigkeit wird zum unschätzbaren Gut.
13.
Alles muss heute auch öffentlich vertretbar sein.
14.
Unternehmen wachsen durch kundenzentrierte Kooperationen schneller als durch Wettbewerbsorientierung.
15.
Kooperation ist eine unabdingbare Haltung. Sie verändert Unternehmen von innen – sie gestaltet Marktgeschehen außen neu.
16.
Der Charakter der Kooperation zeigt sich darin, inwieweit sie auf 5 gleichgewichtige Säulen baut: modulare Marktleistung, psychisch-mentales Customer Centricity, soziale Gemeinschaft, spirituelle Ethik, kooperative Führung = die Kooperations-DNA.