Sowohl Criteo wie auch Xaxis geht es mittelfristig auch um die Einbindung der Daten in das Kerngeschäft. Criteo verdient mit Remarketing-Anzeigen Geld, sprich zeigt Konsumenten erneut Produkte auf Webseiten in regulären Werbeformaten, die sie sich zuvor in einem Shop angesehen haben. Xaxis wiederum schaltet für Kunden Bannerwerbung im Web und ist dabei eine Art Reseller. Werbeflächen werden zunächst im Block eingekauft und dann an Kunden, angereichert mit Daten weiterverkauft.

In Deutschland muss Criteo zunächst Partner finden. Etwas, das Gösswein sehr leicht fallen dürfte. Etwa 500 bis 600 deutsche Shops nutzen bereits die Remarketing-Services von Criteo. Und jetzt kann Gösswein all seinen Kunden etwas zurückgeben – etwa 60 Prozent der Werbeeinnahmen reicht Criteo an die Shops weiter. Zudem können die Partner die Werbeplätze auch für ihre Werbekostenzuschuss-Programme nutzen, etwas, das nicht mit "Werbung" gekennzeichnet werden muss. Hierbei lassen sich Händler dafür bezahlen, dass sie bestimmte Produkte bewerben, egal ob in Print oder im Web. Dieses Geschäft will Criteo nicht angreifen - das alles zusammen erklärt, warum in den USA nahezu alle großen Shops mit der Hooklogic-Plattform arbeiten, darunter Walmart, Macy's, Bestbuy, Staples, Toysrus und Target.

Notebooksbilliger.de ist der erste Shop, der Criteos Sponsored Products in Deutschland einsetzt. Unter vielen Elektronikprodukten sind dort bereits die Hooklogic-Klickhinweise und -Anzeigen zu sehen. "Brands profitieren von den virtuellen Regalplätzen in einer Umgebung, in der diese rar sind, und können somit noch besser mit Nutzern direkt in Kontakt treten", erklärt Arnd von Wedemeyer, CEO von Notebooksbilliger.de. Zudem freut er sich natürlich über den Umsatz, den jeder Klick produziert. Weitere Händler dürften laut Gösswein demnächst hinzukommen. Wann die Xaxis-Konkurrenz hingegen in Deutschland loslegen wird, ist noch offen. Media Markt steht zwar als Referenz auf deren Website. Dies resultiert jedoch laut Recherche des W&V-Schwestertitels Kontakter aus einem lange zurückliegenden Test.

Auch die meisten großen Mediaagenturen hat Gösswein schon gebrieft: "Sie sehen hier die großen Chancen, zumal die Konsumenten immer mehr Zeit in digitalen Shops verbringen und dort auch mehr suchen." Die Anzeigenformate lassen sich in mehreren Varianten erstellen. Das Abrechnungsmodell entspricht der Google-Logik, gezahlt wird per Klick.

Nach US-Erfahrungswerten kosten solche Leads, die jeweils auf das Produkt im Shop führen, zwischen 40 Cent und drei Euro – also ebenfalls auf Google-Niveau. In den USA kaufen nahezu alle großen Brands solche Anzeigen, darunter L'Oreal, Hasbro oder Philips. Also dürfte Gösswein auch hier kein Vertriebsproblem haben. Das Modell verdeutlicht, es geht um die Google-Budgets. Insofern ist der einzige, der Criteo in die Suppe spucken könnte, auch Google selbst. Aber noch verfolgt der Konzern die Strategie, dass Shopping-Anzeigen nur im Umfeld der Google-Suche verkauft werden, nicht in den Shops selbst.


Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.