Opel:
Commarco und André Kemper gründen gemeinsame Firma
Jetzt ist es offiziell: Commarco, die Holding der Opel-Agentur Scholz & Friends, und André Kemper rufen eine neue Agentur ins Leben. Erster Kunde der neuen Firma ist: Opel.
Jetzt ist es offiziell: Commarco, die Holding der Opel-Agentur Scholz & Friends, und André Kemper rufen eine neue Agentur ins Leben. Der Name und wie sich die Firma inhaltlich aufstellen will, sind zwar noch Verschlusssache. Fest steht aber, dass Commarco Mehrheitsgesellschafter ist, dem Vernehmen nach mit 80 Prozent, die übrigen Anteile hält Geschäftsführer André Kemper. Als zweiter Geschäftsführer ist Christian Tiedemann, CEO von Commarco und Vorstand der Scholz & Friends Group, an Bord der neuen Firma. Spätestens bis September sollen die neuen Räume über dem Apple-Store am Jungferstieg bezogen werden können. Noch ist der Mietvertrag allerdings nicht unterschrieben.
Wie schon mehrfach spekuliert, wird Kemper mit einer kleinen Einheit den Kunden Opel betreuen. Opel-Marketingchefin Tina Müller und der Kreative kennen sich noch aus Müllers Zeiten bei Henkel. Kemper ist Mitbegründer der Agentur Kempertrautmann, die seit dem Einstieg der Vorstände Karen Heumann und Armin Jochum 2012 unter dem Namen Thjnk firmiert. Parallel war Kemper in den Aufsichtsrat gewechselt. Der Trennungsprozess des Aufsichtsrats von seiner alten Agentur hatte für Schlagzeilen gesorgt.
Frank-Michael Schmidt, Co-CEO von Commarco und Chef der Scholz & Friends-Gruppe, hatte am Mittwoch in einer spontan einberufenen Agenturversammlung die Mitarbeiter über die neue Schwesterfirma informiert. Denn anders als in solchen Fällen üblich, ist die Kundin, Tina Müller, in einem Interview mit der Vollzugsmeldung über die Neugründung vorgeprescht. Guter Stil sieht anders aus: Eigentlich sollte die Kommunikation solcher Nachrichten den Firmengründern vorbehalten bleiben.
Im Gespräch mit W&V betont Schmidt, dass er ein kreatives Schwergewicht wie Kemper auch ohne den Kunden Opel in die Gruppe geholt hätte. Er habe bereits im September 2013 das Gespräch mit dem 50-Jährigen gesucht, als durchsickerte, dass Kemper Thjnk verlassen wolle. "Es gibt nur wenige Persönlichkeiten dieser Güte und Klasse in unserer Branche", sagt Schmidt. Zugleich weiß er aber auch, dass es eine kulturelle Herausforderung werden könnte: Kemper ist von der Springer & Jacoby-Kultur geprägt, die anders tickt als die Kultur der Friends. Schmidt: "Es wird kein Gegeneinander von zwei Agenturen geben. Wir sind eine Agenturfamilie. Und in dieser Familie schaffen wir maßgeschneiderte Strukturen für unsere Kunden." Er spricht von einem "System mit zwei Herzkammern".
Welche Jobs Kempers Agentur für Opel übernehmen wird, ist noch unklar. Eine starre Aufteilung nach Modellreihen soll es aber wohl nicht geben. "Das ist wie beim Fußball: Die Aufstellung steht, jetzt kommt der Ball ins Spiel. Es wird auf jeden Fall einen Doppelpass geben", formuliert Schmidt.
Mit Kempers Eintritt sind auch Veränderungen bei Scholz & Friends für den Kunden Opel verbunden. Auf Kreationsseite verantwortlich ist jetzt S&F-Geschäftsführer Niels Alzen, der auch der kreative Kopf hinter der Kampagne "Umparken im Kopf" und dem "Business-Class"-Spot mit Testimonial Jürgen Klopp ist. Kreativvorstand Wolf Heumann wird seinen Fokus wieder verstärkt auf seine Vorstandsaufgaben legen. Zudem wurde wie berichtet Percy Smend in den Vorstand berufen, der Stratege soll unter anderem FM Schmidt auf dem Opel-Etat entlasten. Scholz & Friends betreut Opel in 32 Märkten und übernahm im April zusätzlich das Digitale Campaigning. Die technische Umsetzung bleibt bei MRM.
Schmidt wird nicht müde zu betonen, dass keine andere deutsche Agentur derart intensiv für einen Autobauer arbeitet wie die WPP-Tochter Scholz & Friends. Tatsächlich hat sich die Agentur in den vergangenen neun Monaten ein gutes Standing bei Opel erarbeitet. Es ist kein Geheimnis, dass mit dem Eintritt Tina Müllers beim Rüsselsheimer Konzern die Agentur auf den Prüfstand gestellt wurde. Inzwischen gewinnt Opel leicht an Marktanteilen. Dass man nun trotzdem Kemper in die Agenturgruppe holt, ist ein kluger Schachzug: Er ist Tina Müllers Lieblingskreativer - und die Umsätze bleiben dennoch in der Gruppe.
Mehr über André Kempers Pläne, warum er keine Fullservice-Agentur mehr gründen wollte und wie seine neue Firma heißt, lesen Sie im Exklusiv-Interview in der nächsten W&V, die am Montag erscheint. Hier geht’s zum Abo.