
United Airlines:
Comeback des Shitstorms: Irgendeine Wut ist immer
Plötzlich ist es wieder da, das fast schon ausgelutschte Social-Media-Genre "Shitstorm". Ändern wird sich trotzdem nichts. Ein Kommentar.

Foto: United Airlines
"Regt Euch nicht über böse Postings auf, es ist nur das Internet". Gerade erst haben wir diese Erkenntnis eines Vice-Managers auf der Bewegtbild-Konferenz VidCon gehört, da ist schon wieder alles ganz anders. Nivea hat Ärger wegen eines angeblich rassistischen Werbespruchs ("White is pure"), das Pepsi-Testimonial Kendell Jenner war auch nicht recht und jetzt also United Airlines.
Plötzlich ist es wieder da, das fast schon ausgelutschte Social-Media-Genre "Shitstorm".
Komischerweise erleben wir das Comeback der Wut-Konsumenten ausgerechnet in einer Zeit, in der auf Facebook fast so etwas wie vorsichtige Gelassenheit einzuziehen schien. Es sah nach Erschöpfung an der Debattenfront aus, nach leichter Entspannung im gesellschaftlichen XXL-Diskurs um Demokratie und Toleranz. Kein Wunder. In Europa scheint der Aufstieg der Rechtspopulisten vorerst gebremst, in Deutschland sinken die Umfragewerte der AfD und im Rest der Welt wirkt Donald Trump momentan wie ein ganz normaler aktionistischer US-Präsident. Aber vielleicht geht es im Netz gar nicht mehr ohne Zorn. Und jetzt sind wieder die Marken dran.
Es ist gut, dass der brutale Einsatz von Flughafenpersonal an Bord einer United-Airlines-Maschine so klar dokumentiert wurde. Und es wäre noch besser, wenn die Verantwortlichen in- und außerhalb der Kabine dafür zur Rechenschaft gezogen würden. Das strenge Schadensersatzrecht der Vereinigten Staaten lässt hier einiges erwarten, mit oder ohne Social Web.
Aber was wird der Shitstorm ändern? Vermutlich nichts. Was justiziabel ist, klärt demnächst die Justiz. Was den Aktionären schadet, könnte dem CEO eventuell den Job kosten. Was United Airlines Geld bringt, wird trotzdem nicht geändert. Und was die Marke heute beschädigt, ist kommende Woche vergessen.
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