
Content Marketing:
Coca-Cola ersetzt Corporate Website durch Online-Magazin
Coca-Cola hat an diesem Donnerstag sein Online-Magazin "Journey" gestartet. Es ersetzt die bisherige Corporate Website von Coca-Cola Deutschland. Alter Wein in neuen Schläuchen - oder ein echter Paradigmenwechsel? Eine Einordnung von Markus Weber.
Coca-Cola Deutschland hat am Donnerstag ein eigenes "Online-Magazin" unter dem Namen "Journey" gestartet. Es wird auf Deutsch produziert und ersetzt die bisherige Corporate Website. Deutschland ist das erste Land nach den USA, in dem Coca-Cola "Journey" startet. Das neue Magazin umfasst die Rubriken Unternehmen, Marken, Gesellschaft, Entertainment, Happiness und Mythos. Ein gemischtes Autorenteam aus Coke-Mitarbeitern und Freelancer-Journalisten ist für den Content verantwortlich. "Die Inhalte von 'Journey' sind unterhaltsam, informativ und diskutierbar", sagt Patrick Kammerer, Director Public Affairs and Communications bei Coca-Cola Deutschland. Kommentar- und Share-Funktionen ermöglichen es, die Beiträge in den sozialen Netzwerken zu teilen. "Journey" bündelt darüber hinaus die Social-Media-Aktivitäten sämtlicher Coke-Marken auf einer Plattform.
Alter Wein in neuen Schläuchen - so kann man über das neue Internet-Angebot von Coca-Cola urteilen. Schließlich gab es Corporate Publishing schon immer. Und doch zeigt sich auch im Fall von "Journey", wie rasant sich die Markenkommunikation insgesamt verändert. Content Marketing war lange nicht viel mehr als nur ein Schlagwort. Doch nun reagieren die Unternehmen auf einen Trend, der sich nicht mehr umkehren lässt. Consumer Involvement ist alles in einem Zeitalter beispielloser Informationsüberflutung. Ob Geschichten wie "Kuscheln macht Männer glücklich. Sie wollen nicht nur das eine" die potenziellen Coke-Konsumenten am Ende tatsächlich interessieren werden, bleibt abzuwarten. Im Content-Marketing-Zeitalter gilt ein absolut eisernes Gesetz, das einem das Leben ganz schön schwer macht: die Inhalte müssen unglaublich gut sein, um es bei einem breiteren Zielpublikum überhaupt über die Wahrnehmungsschwelle zu schaffen.
Red Bull gilt nicht erst seit dem Stratos-Projekt als Vorzeige-Akteur auf diesem Gebiet. Und selbstverständlich zu Recht: Der Red-Bull-Sender ServusTV bietet ein hoch anspruchsvolles Programm, von dem sich viele klassischen TV-Sender am besten gleich mehrere Scheiben abschneiden könnten. Mit seiner Mega-Investition in das Red Bull Media House hat sich der Energy-Drink-Konzern selber ein höchst attraktives Umfeld geschaffen, in dem er jederzeit Themen setzen kann - ganz so, wie es ihm gefällt. Das kann man verrückt finden - oder als böse Bedrohung empfinden für die etablierten Medien. Aber in Zeiten, in denen sogar über eine staatliche Unterstützung etwa für den kriselnden Zeitungsmarkt diskutiert wird, ist es auch kein Horrorszenario mehr, wenn man erkennt: Ja, dann nehmen eben finanzkräftige Konzerne künftig die Dinge einfach selbst in die Hand und werden zu Medienhäusern.
Die Agenturen haben längst auf die Entwicklung reagiert. "Bei Ogilvy arbeiten mittlerweile mehr Redakteure als in der Redaktion der Absatzwirtschaft", prahlte Agenturchef Thomas Strerath Anfang des Jahres im W&V-Interview. Wenn es denn nur so einfach wäre. Die Werber reden inzwischen über kaum ein anderes Thema. Aber die Erfolgsbeispiele, die sie vorweisen können, sind rar. Dennoch stellt Mindshare-Chef Christof Baron fest: "Wir beobachten eine Verlagerung von Investments von Paid in Owned Media, die sich bislang in keiner Werbestatistik widerspiegelt." Das bedeutet zwar nicht das Ende der klassischen Medien - keine Bange. Aber es bedeutet: Der Wettbewerb nimmt zu - und zwar der um attraktiven Content. Und die Fragmentierung schreitet munter weiter voran.