Medienzensur:
China schiebt Reality-Shows den Riegel vor
Talentshows waren in China sehr populär. Doch die chinesische Regierung sieht in ihren Protagonisten "verweichtlichte Männer" und "vulgäre Influencer" und befürchtet eine Gefahr für Moral und Anstand im Land.
Nach den Internet-Riesen hat Chinas Regierung jetzt das TV-Geschäft ins Visier genommen. TV-Anbieter wurden von der staatlichen Fernseh- und Radioverwaltung (NRTA) in Peking aufgefordert, keine männlichen Darsteller mehr zu zeigen, die einen "weiblichen Stil" oder "andere abnormale Ästhetik" aufweisen würden. Damit will die Regierung offenbar verhindern, dass Trends aus Südkorea und Japan zu eher weiblich oder androgyn aussehenden Schauspielern und Sängern auch China erfasst.
Gemäß der NRTA-Anweisung sollen TV-Produzenten sich an politische Qualität, moralischen Charakter und künstlerische Standards halten. Personen mit politisch inkorrekten Ansichten werden von der Mattscheibe verbannt. Stattdessen soll in der Unterhaltungsindustrie ein patriotisches, tugendhaftes und künstlerisches Ethos herrschen.
Auf dem Kieker hat die NRTA offensichtlich auch Varieté- sowie Reality-Talentshows. Hier schiebt die Regierung Formaten den Riegel vor, die mutmaßliche Heldenfiguren hervorbringen. Sie befürchtet, "verweichlichte Männer", "vulgäre Influencer" sowie "aufgeblasene Gagen und verkommene Moral" von Künstlern könne junge Menschen auf Abwege führen.
Talentshows erlebten in China in den vergangenen Jahren einen enormen Zulauf. Jugendliche und junge Erwachsene nutzten die Formate, um Bootcamps zu durchlaufen und berühmt zu werden. Erst vor wenigen Tagen sorgte die chinesische Regierung mit einem weiteren Verbot für Schlagzeilen: Jugendliche in China dürfen künftig nur noch drei Stunden pro Woche mit Videospielen verbringen. Offiziellen Aussagen zufolge will man so die Spielesucht vieler Jugendliche unter Kontrolle bringen.