Social-Kampagne:
Caritas mischt im Wahlkampf mit
Der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche, die Caritas, nimmt mit eigenen Botschaften am Bundestagswahlkampf teil. Wählen kann man sie nicht.
Die Caritas will dafür sorgen, dass die Stimme der Menschlichkeit im deutschen Bundestagswahlkampf nicht zu kurz kommt. Deshalb setzt der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche auf eigene Motive. Diese geben keine Wahlempfehlungen ab, die direkt bestimmte Parteien betreffen. Sie rücken aber Themen ins Bewusstsein, die bei der anstehenden Wahl am 24. September durchaus eine Rolle dabei spielen können, bei welcher Partei der Wähler seine Kreuzchen macht.
Entwickelt wurden die Motive von der Berliner Agentur Glow unter dem Motto "Wählt Menschlichkeit". Glow hat sich schon früher politische Botschaften zunutze gemacht; vor allem für die Unterwäschemarke Blush, die mit provokanten Themen offenbar keine Berührungsängste hat, kommentierten die Berliner durchaus schon aktuelle politische Themen (von der Debatte um den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff über die NSA-Affäre und bis zu den Übergiffen auf Frauen in Köln).
Glow und die Caritas, die seit 2015 zusammenarbeiten, setzen ihre Motive vor allem im Social Web und auf der Straße ein, außerdem gibt es Onlinevideos. Für die erste Kampagnenwoche meldet die Agentur fast 500.000 Kontakte; bis 22. September wird die Aktion fortgeführt.
Pro und Contra via Facebook
Dass die Kampagne im Social Web präsent ist, führt natürlich nicht nur zu einigen Debatten, sondern auch dazu, dass sich das Kampagnenteam mit teils harscher Kritik - an den Botschaften, an der Haltung zu Flüchtlingssituation, aber auch an der Caritas beziehungsweise der katholischen Kirche als Arbeitgeber - auseinandersetzen muss. "Hunderte von Kommentaren und Gegenkommentaren bestätigen die Relevanz dieser Kampagne", lautet die Zwischenbilanz von Glow.
Ziele der Kampagne sind eine hohe Wahlbeteiligung und die Beschäftigung mit den Programmen der Parteien in Sachen Menschlichkeit. Vor allem "in Zeiten zunehmender Verrohung der Umgangsformen durch Trump und Co" halten die Absender "eine Beschäftigung mit unseren Grundwerten" für angebracht. Daher solle mithilfe der Motive jeder selbst entscheiden, was er unter Menschlichkeit versteht, und auch, bei welchen Parteien er seine Vorstellung wiederzufinden hofft.
Wer das vertiefen will, der findet auf der zugehörigen Website weitere Informationen. Hier werden die Ansätze und Forderungen der Caritas zu relevanten Themen aufgeführt, hier fließen die Aktivitäten auf Facebook und in der realen Welt auf einer Social-Media-Wall zusammen. Viele der 27 regionalen Diözesan-Caritasverbände machen aktiv mit bei der Aktion.
Prominenten Unterstützung hat "Ich wähle Menschlichkeit" ebenfalls: Der Sänger Roland Kaiser zum Beispiel zählt zu den Bekennern.
Die Caritas ist Deutschlands größter Arbeitgeber (abgesehen vom Staat): Der Wohlfahrtsverband beschäftigt mehr als 610.000 Mitarbeiter - so viele wie der größte kommerzielle Arbeitgeber aus Deutschland, Volkswagen, weltweit. Hinzu kommen rund eine halbe Million Ehrenamtliche und Freiwillige.
Aktionsvideo