
Cannes 2009: PR-Arbeiten aus Deutschland zu unoriginell
Die PR Lions wurden in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben. Eine deutsche Agentur schaffte es nicht aufs Treppchen. Die Zahl der Einreichungen war einfach zu gering.
Für einen Löwen hat es am Ende nicht gereicht. In der neuen Kategorie PR konnten die Deutschen 2009 nicht punkten. Zwar hatten es wie berichtet zwei Kampagnen auf die Shortlist geschafft; sie kamen von Kolle Rebbe (23-Tage-Fanbuch) und Scholz & Friends (CO2-Kampagne). Für einen Preis waren die Einreichungen aus Deutschland aber nicht originell genug.
„Ich bin schon ein bisschen enttäuscht“, sagt Astrid von Rudloff, CEO von Weber Shandwick in Berlin. Die PR-Expertin sitzt in diesem Jahr in der Jury und weiß, dass die PR-Expertise aus Deutschland international wettbewerbsfähig ist. Warum sie sich in Südfrankreich dennoch nicht durchsetzen konnte, führt sie auch auf die wirtschaftliche Situation zurück, in der die Kommunikationsbranche steckt. „In Cannes einzureichen, kostet viel Geld. Die Agenturen kürzen ihre Investments, halten sich zurück.“
431 Arbeiten hatten die 16 Juroren vergangene Woche zu bewerten; aus Deutschland waren 47 Konzepte eingegangen. Selbst Jury-Präsident Lord Tim Bell, Chairman von Chime Communications, hofft, dass es nächstes Jahr mehr werden. Astrid von Rudloff glaubt, dass die deutschen PR-Agenturen sich von einer Einsendung nicht viel erwartet haben dürften. „Wo doch jeder glaubt, Cannes sei ein reines Kreativfestival.“ Und tatsächlich reichen ja bis heute in den Kategorien Media und Design beispielsweise weniger Spezial- denn Klassikagenturen ein. Fürs nächste Jahr wollen alle Juroren kräftig die Werbetrommel rühren.
Nichtsdestotrotz: Für die Branche ist der Award ein Fest, ein großer Erfolg. „Es geht um Involvement, integrierte Kommunikation und Relevanz“, sagt von Rudloff. Das macht gute PR aus, die gerade in Zeiten der Krise zeige, wohin die Reise in der Kommunikationsbranche gehe. Natürlich sei es der aktuellen wirtschaftlichen Situation geschuldet, dass die Agenturen in den klassischen Disziplinen den Juroren immer weniger Arbeiten zur Bewertung vorlegten. „Aber mit einem Plakat, einer Anzeige können Sie Ihre Zielgruppe heute nur noch bedingt erreichen“, sagt die PR-Dame aus Berlin. Die Relevanzdebatte hat Cannes erreicht.
Vorbildlich für diese neuen Paradigmen ist der Grand Prix, der nach Australien an die Agentur Cumminsnitro geht. Die hatte, um das Great Barrier Reef bekannter zu machen, mittels Stellenanzeigen einen Inselhüter gesucht. Das Medienecho war weltweit enorm. Tausende haben sich digital um die Stelle beworben, Fangemeinden bildeten sich, Aktionen und Events haben die Stellensuche begleitet. „Die Idee war einfach, off- und online, sehr zeitgemäß, einfach großartig“, sagt Jury-Präsident Bell.
17 PR-Löwen hat die Jury vergeben, sie gehen in die USA, nach England, Japan und Portugal und nach Australien. Die meisten von ihnen arbeiten vor allem mit digitalen Mitteln, sie schaffen Communities, agieren integriert. So die Trends. Die Auszeichnungen wurden am Montagabend im Palais des Festivals vergeben.
Die Ergebnisse der Direct und Promo Lions lesen Sie unter www.wuv.de/cannes2009.