Mathias Keswani:
CES 2015: Deutsche Unternehmen und die Angst vorm Scheitern
Mathias Keswani, CEO von Nerdindustries, besuchte die Technikmesse CES 2015 in Las Vegas und schildert in einem Gastbeitrag, warum er sich von deutschen Unternehmen mehr Mut wünscht, "digital groß zu denken".
Las Vegas war im Januar der Hotspot für alle Technik-Fans. Auch Mathias Keswani, Gründer und CEO von Nerdindustries, besuchte die Technikmesse CES 2015, auf der die Trends für das kommende Jahr gezeigt wurden. In einem Gastbeitrag für W&V Online schildert er, warum er sich von deutschen Unternehmen mehr Mut wünscht, "digital groß zu denken".
Echt eindrucksvoll, was die CES in diesem Jahr wieder gezeigt hat! Virtual Reality, Wireless Charging und Ultra-Kurzdistanz-Beamer für 360-Grad-Video-Projektionen sind für mich zurzeit die entscheidenden Techniktrends. Doch aller Euphorie zum trotz: Deutschland macht hier keine gute Figur. Abseits der großen Automobilhersteller sind wir mit Innovationen nur spärlich vertreten. Dabei sollte längst für alle Branchen das Ziel gesetzt sein, Zukunftsvisionen zu bedienen und echte Impulse zu setzen.
Ich bin überzeugt: Marken, die in einer vernetzten, digitalen und immer schnelllebiger werdenden Welt bestehen wollen, müssen für ihre Kunden sinnvolle Mehrwerte schaffen. Klar, erfordert das auch Mut zum Scheitern. Und genau hier liegt für mich das Problem. Deutsche Unternehmen sind immer noch von Hierarchien und Sicherheitsdenken geprägt. Experimente haben gegenüber der Risikovermeidung das Nachsehen. Dabei war der Zeitpunkt, innovative Produkte und Kommunikation für sich zu nutzen, nie besser. Brauchte das Farbfernsehen seinerzeit noch 25 Jahre bis es sich flächendeckend durchsetzte, findet man heute schon innerhalb weniger Jahre oder gar Monate heraus, ob sich ein Trend behaupten wird.
Und seien wir doch mal ehrlich: Wenn Deutschland sich weiter auf einem Kissen aus Patenten und dem Titel „Exportweltmeister“ ausruht, verpassen wir endgültig den Anschluss an die Vorreiter aus Asien und den USA. Was wir jetzt brauchen, sind Entscheider, die sich trauen, digital groß zu denken. Das gilt ebenso für den Produktentwickler wie für den Marketingmenschen. Schließlich sind die wirklich spektakulären Ideen heute immer technologisch.
Über den Autor: Mathias Keswani, 38, ist Gründer und CEO von Nerdindustries. Nach Stationen bei Saatchi & Saatchi und Jung von Matt, baute er gemeinsam mit dem Computer Spezialisten Christoph Mäschig zunächst die Digital Unit für Grabarz & Partner und anschließend für Scholz & Friends auf. Seit 2010 widmen sich der Werber Keswani und der aus der aus der Wissenschaft kommende Mäschig nun ihrem eigenen Baby: Nerdindustries, eine "Innovationsschmiede für komplexe technische Herausforderungen". Die Tech-Innovation Manufactory entwickelt für Unternehmen neuartige Produkte und Kommunikationstools. Zu den Kunden zählen u.a. Sennheiser, Villeroy & Boch, Vodafone, Otto, Philips, Red Bull und Tchibo.