
Massiver Umbau kostet 19 Stellen:
Burdas BCN lagert After-Sales aus - und baut Personal ab
Anders arbeiten wird beim BCN, wer am Kunden wirkt; gehen muss, wer Anzeigendienstleistung erbringt: Der neue BCN-Chef Philipp Welte stellt die Pläne für den Burda-Vermarkter vor.
Der neue BCN-Lenker, Burda-Vorstand Philipp Welte, stellt nach fünf Wochen im Amt die Weichen beim Burda-Vermarkter neu. In einer Mitteilung vom Dienstag wird deutlich, was der Manager vor einigen Wochen Zeit im Interview mit dem Printteam der W&V mit "noch schneller, noch innovativer, noch effektiver" machen meinte: Die Schnittstellen zu den Kunden werden gestärkt, die "innere Komplexität" reduziert. Letzteres heißt auch, dass die Anzeigenabwicklung – der so genannte After-Sales-Bereich mit Datenmanagement, Platzierung und Disposition - in eine eigene Gesellschaft unter der Geschäftsführung von Michael Fischer ausgegliedert wird.
Die neu gegründete Ad Tech Factory GmbH soll in Offenburg und Hamburg sitzen. Der Umbau kostet beim BCN 19 Stellen: "Für die betroffenen Mitarbeiter wird gemeinsam mit dem BCN-Betriebsrat, mit dem auch ein Interessenausgleich verhandelt wird, nach individuell verträglichen Lösungen gesucht", heißt es in der Mitteilung weiter. Die neue Burda-Dienstleistungstochter soll "nach Synergien mit externen Partnern" suchen, um Ressourcen "vor allem auf technologischem Gebiet zu bündeln". Ähnlich wie"FAZ"“ und "Rheinische Post", die ab Sommer 2016 "partnerschaftlich eine gemeinsame Media-Plattform für die Anzeigenbearbeitung“ starten.
Doch der Umbau, von dem jüngst auch erste Fakten zur News-Gruppe des Verlags kommuniziert wurden, reicht noch viel weiter: Eine der zentralen Entwicklungstendenzen im Werbemarkt sei die wachsende Nachfrage der Kunden nach individuellen Kommunikationslösungen, heißt es. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, wird innerhalb des BCN die Marktschnittstelle "Client Services" gestärkt: Aus sieben Branchenteams heraus werden sämtliche Kundenbeziehungen aus einer 360-Grad- Perspektive gesteuert. Zukünftig wird vom Client-Services-Team, das für den Kontakt zu werbenden Unternehmen verantwortlich ist, sowohl der gesamte Kundenkontakt als auch die Angebotsentwicklung ausgehen. Um das leisten zu können, werden in dieses Team Kollegen der bisherigen internen Schnittstelle "Media Supply" integriert; zukünftig umfasst das Team 50 Mitarbeiter unter der Leitung des früheren Saatchi & Saatchi-CEOs Michael Samak.
Die Beziehungen zu Mediaagenturen und damit der tatsächliche Verkauf des werblichen Inventars der nationalen Medienmarken des Konzerns Burda würden unverändert von der darauf spezialisierten Unit "Media Sales" unter der Leitung von Heide Reichmann gesteuert, so Burda weiter. Doch auch hier muss umgedacht werden: Das Media-Sales-Team fokussiert sichkünftig stärker auf die Agenturstandorte Frankfurt und Düsseldorf sowie für den Digitalbereich auf Hamburg und Berlin. Die Betreuung der Münchener Mediaagenturen übernimmt Reichmann direkt, unterstützt von ihrem Team in Frankfurt. Außerdem soll auch hier die "interne Komplexität der Vermarktungsstruktur" reduzieren werden; die vor allem fürs Mandantengeschäft konzipierte interne Schnittstelle "Media Supply" wird - wie oben erwähnt - aufgelöst und in Samaks Bereich integriert. Ziel sei es, dass das BCN „in allen internen Prozessen und Abläufen schlanker und schneller“ zu machen.
Philipp Welte, der im Oktober das Ruder beim BCN nach dem Ausscheiden des langjährigen Vermarkter-Chefs Andreas Schilling übernommen hat, begründet den massiven Umbau so:
"Der Werbemarkt durchlebt revolutionäre Entwicklungsschübe, und als relevanter Anbieter von Werbeflächen können wir diese Veränderungen nicht einfach nur passiv beobachten, sondern wir müssen aktiv daran arbeiten, im Spiel zu bleiben."