Burda: Zeitschriften als Fast Moving Consumer Goods
"Auch Zeitschriften sind letztlich ein Wirtschaftsgut": Burda-Vorstand Philipp Welte testet Zeitschriften jetzt nach dem Trial-and-Error-Prinzip.
Burda-Printvorstand Philipp Welte will Zeitschriften testen und auf den Markt werfen, wie andere Konzerne ihre „Fast Moving Comsumer Goods“. „Auch Zeitschriften sind letztlich ein Wirtschaftsgut“, erklärt Burda-Sprecher Nikolaus von der Decken. Mit den Test-Launches, die der Verlag seit Frühjahr durchführt, „wünscht sich Burda ein wenig Normalität in den Prozess von Markttests zu bringen“, so der Sprecher weiter.
Nicht selten ziehen Markenartikler von 100 getesteten Produkten, wie beispielsweise Shampoos oder Schokoriegeln, 80 wieder zurück. Ein Prinzip, das sich der Printvorstand für die Medienbranche abgeschaut hat. Diese Strategie verfolgt er beispielsweise mit „Freundin Donna“, „Mein Schönes Land“, „Alley Cat“ oder zuletzt mit „Chatter“. Die Bilanz: „Mein Schönes Land“ ist bereits in Serie gegangen, für „Freundin Donna“ stehen die Zeichen dem Vernehmen nach gut, „Alley Cat“ liegt auf Eis, und „Chatter“ hat den Konsumenten nicht geschmeckt. Von der vorletzten Ausgabe soll der Verlag nur rund 150.000 Stück abgesetzt haben und blieb damit weit unter der Grenze der 500.000 verkauften Exemplare, die den Anzeigenkunden garantiert wurden. Doch das Blatt blieb ohnehin nahezu anzeigenfrei. Bei den Ausgaben 37 und 38 war nur die letzte Umschlagseite mit einer Anzeige versehen.
Auch der Wechsel an der Redaktionsspitze von Boris Hächler auf den „Freizeit-Revue-Chef Robert Pölzer brachte nicht die erhoffte Wende. Im Gegenteil: Unter Pölzers Regie veröffentlichte „Chatter“ eine Geschichte über den möglichen Vater von Heidi Klums ältester Tochter Leni, ohne deren Gesicht zu pixeln. Klum reagierte prompt und schickte ihre Anwälte vor. An die fünf Millionen Euro soll das People-Projekt, das zum Start von einer TV-Kampagne begleitet wurde, den Verlag gekostet haben. In einer eilig einberufenen Sitzung verkündete der Geschäftsführer Reinhold Hubert der verdutzten Mannschaft das Ende des Titels. Die Redaktion wird zum 31. Oktober aufgelöst. Einzelne Mitarbeiter werden möglicherweise bei anderen Titeln der Medien Park Verlage unterkommen.