Brender kritisiert Parteien scharf
Kurz vor seinem Ausstieg als Chefredakteur beim ZDF, rechnet Nikolaus Brender mit dem Sender ab. Konkret kritisierte er das "Spitzelsystem" des Zweiten und ist erleichtert dass es für ihn persönlich jetzt beim ZDF zu Ende gehe.
Der scheidende ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, 61, hat eine parteipolitische Dominanz bei ARD und ZDF scharf kritisiert und spricht von einem internen „Spitzelsystem“. Dieses lebe davon, „dass Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen“, sagte Brender wenige Wochen vor seinem Abschied in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Brender spricht von „inoffiziellen Mitarbeitern“ der Parteien, „wirklich vergleichbar mit den IM der DDR", die sich die großen Parteien in einem Sender wie dem ZDF hielten.
Dieses System bemerke man daran, „dass Politiker einen ganz schnell mit vertraulichen Infos konfrontieren, die sie nur von solchen Zuträgern haben können. Da finden Sie ein fein gesponnenes Netz von Abhängigkeiten, aus dem sich Karrierechancen, aber auch Verpflichtungen ableiten lassen“. Brender sagte weiter: „Ich habe versucht, solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fernzuhalten.“
Vor wenigen Monaten hatte sich die sogenannte Unions-Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat durchgesetzt: Brenders Vertrag als Chefredakteur wurde nach zehn Jahren nicht verlängert. Als federführend dabei galt Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU).
Brender zeigt sich erleichtert, dass es für ihn persönlich jetzt beim ZDF zu Ende gehe. „Es fällt eine große Last von mir ab.“ Und was seine Zukunft betrifft: In öffentlich-rechtlichen Sendern könne er sich die nicht mehr vorstellen: „Das System hat mit mir abgeschlossen. Das werde ich respektieren.“
Indes hat sich ZDF-Intendant Markus Schächter zu Wort gemeldet. Der bezeichnet Brenders Darstellungen als „in der Sache falsch und in der Form maßlos und inakzeptabel“.
Aus seiner Enttäuschung über die Ablehnung seiner Vertragsverlängerung im ZDF-Verwaltungsrat dürfe Brender nicht die eigenen Redaktionskolleginnen und -kollegen in dieser Weise ohrfeigen und ihre Arbeit mit solchen Verdächtigungen belasten.
Eine erneute Vertragsverlängerung des 61-jährigen Brenders, der am 1. April von Peter Frey abgelöst wird, war im November von der Mehrheit im ZDF- Verwaltungsrat abgelehnt worden.