Das Angebot stieß auf rege Nachfrage. „Mit 60 Prozent Anteil an der Gruppe der Soft-DIYer sind viele Frauen stark an Verschönerungen ihres Wohnumfelds und der Umsetzung ihrer kreativen Ideen interessiert“, fand die Markt­forschung heraus. „Die pragmatischen Heimwerkerinnen möchten hingegen Notwendiges reparieren, jedoch auch Dinge konstruieren, die käuflich nicht zu erwerben sind.“

Das Gender-Marketing, das von der Expertin und Buchautorin Diana Jaffé ("Der Kunde ist weiblich") begleitet wurde, beschränkte sich nicht nur auf die Markteinführung neuer Produkte, sondern suchte die Zielgruppe auch dort zu erreichen, wo sie sich auf- und unterhielt: in Lifestyle- und Frauenzeitschriften. In den Baumärkten traktierten Bosch-Berater Männer, Frauen und Kinder mit unterschiedlichen Aktionen, das Internet-Angebot www.bosch-do-it.com will dem Inspirationsbedürfnis der Heimwerkerinnen besonders entgegenkommen. Auch das Verpackungsdesign wurde femininer. Auf diese Weise avancierte der Ixo mit über acht Millio­nen verkauften Exemplaren zum erfolgreichsten Elektrowerkzeug der Welt. Jeder zweite landete in Frauenhand.

Ausgangslage

Chinesische Hersteller haben den Heimwerkermarkt schon lange im Visier. Rund 200 neue Wettbewerber aus Fernost mischen seit den 90er-Jahren in dem Geschäft mit und fordern die etablierten Markenhersteller heraus. No-Names und Handelsmarken überschwemmen die Baumärkte. Die Folge sind stagnierende Absätze, massiver Preisdruck und verschärfter Kampf um den Platz in den Verkaufsregalen. Alle Konkurrenten konzentrieren sich auf die passionierten männlichen Heimwerker und richten Marketing, Produktdesign, Kampagnen sowie Point-of-Sale-Aktionen ausschließlich auf diese Zielgruppe aus. Die Elektrowerkzeuge des Stuttgarter Bosch-Konzerns galten in Heimwerkerkreisen zwar als technisch ausgereift und solide, zugleich aber als bieder und konventionell.

Ergebnisse

Nach eingehender Trendanalyse (wachsende Zahl von Single-Haushalten, Wirtschaftskrise, Cocooning) und intensiver Marktforschung entschloss sich Bosch zu einem Strategiewechsel im Heimwerker­bereich. Produktentwicklung, Produktdesign und Verpackung wurden an die Wünsche weiblicher Zielgruppen angepasst. Das Beratungs­angebot in den Baumärkten baute man aus, der Internet-Auftritt (www.bosch-do-it.com) richtet sich auch an die neue Klientel. Lifestyle- und Frauenzeitschriften wurden gezielt in die PR-Arbeit miteinbezogen. Der Effekt: 18 der 20 bestverkauften Elektrowerkzeuge in den europäischen Baumärkten stammen von Bosch. Die Bohrmaschine Ixo ist mit acht Millionen verkauften Exemplaren das erfolgreichste Elektrowerkzeug der Welt: 50 Prozent der Käufer sind weiblich.

Unternehmen

Das Unternehmen wurde 1886 von Robert Bosch in Stuttgart als „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ gegründet. Die Bosch-Gruppe ist heute ein international tätiges Technologie- und Dienstleistungsunternehmen, das rund 270 000 Mitarbeiter in den Sparten Kraftfahrzeug- und Industrietechnik sowie Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik beschäftigt. Im Geschäftsjahr 2009 hat der Konzern einen Umsatz von 38 Milliarden Euro erzielt. Pro Jahr werden über 3,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investiert und über 3000 Patente weltweit angemeldet. Der Geschäftsbereich Power Tools ist Weltmarktführer bei Elektrowerkzeugen und Zubehör. 2008 wurde ein Umsatz von 3,15 Milliarden Euro erreicht, 90 Prozent davon im Ausland.

Agentur

Das Produktdesign für den Ixo und weitere Geräte stammt von Team-Design, Esslingen. Für die Kommunikation rund um den Ixo war Jung von Matt, Hamburg, zuständig, für den Internet-Auftritt (bosch-do-it.com, 2007) Jung von Matt/Next. Die PR betreute Pleon, Stuttgart (heute Ketchum Pleon). Diana Jaffé, Vorstand von Bluestone (Berlin), beriet den Konzern in Sachen Gender-Marketing.