Großbritannien:
Boris Johnson will die BBC zerschlagen
Geht es nach dem Willen des britischen Premiers Boris Johnson, finanziert sich die BBC künftig genauso wie der Streaming-Dienst Netflix. Das wäre das Ende der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt.
Dem britischen Premierminister Boris Johnson, selbst über 20 Jahre Journalist, ist die regierungskritische Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders BBC schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt dringen Pläne ans Licht, wie Johnson der BBC in die Parade fahren will.
Demnach soll sich der Sender künftig nicht mehr durch Rundfunkgebühren in Höhe von umgerechnet rund 190 Euro pro Jahr und Haushalt finanzieren, sondern durch ein Abo-Modell wie bei Streamingdiensten. Das würde zu einer drastischen Reduktion des verfügbaren Budgets führen. Darüber hinaus soll die Rundfunkanstalt gezwungen werden, einen Großteil ihres Radioangebotes zu verkaufen. Lediglich die Sender "Radio 3" und "Radio 4" sollen vor den Änderungen verschont bleiben.
Die BBC hatte vor der Wahl von Johnson besonders kritisch über Vorhaben des Kandidaten berichtet und prüft auch jetzt seine Aussagen und nimmt diese gegebenenfalls auseinander. Das scheint sich jetzt zu rächen. Problematisch für die Rundfunkanstalt ist, dass es im Vereinigten Königreich Sache der Regierung ist, die Höhe der Rundfunkgebühr sowie eventueller Erhöhungen festzusetzen.
Zudem sorgt ein anderer Beschluss für klamme Kassen bei dem Sender. Denn bislang wurden die Rundfunkgebühren aller Briten über 75 Jahre über Steuermittel der Regierung an die BBC beglichen. Diese Regelung läuft nach einem Beschluss der Tory-Regierung im Juni dieses Jahres aus. Die Folge ist eine gewaltige Finanzierungslücke über 80 Millionen Euro in den Kassen der Rundfunkanstalt.
Als Konsequenz werden die Rundfunkgebühren ab April um umgerechnet knapp 3,60 Euro erhöht. 2022 steht wieder eine reguläre Prüfung des Geschäftsmodells an. 2027 folgen die Verhandlungen mit der Regierung.