Bolten verlässt Sat.1, ProSiebenSat.1 bündelt mehr bei German Free TV
Der Chefseesel bei Sat.1 bleibt ein Schleudersitz: Jetzt geht auch Geschäftsführer Guido Bolten. Vorstand Andreas Bartl soll offenbar in Personalunion Sat.1 lenken - er verteilt Programmaufgaben an Jobst Benthues und Katja Hofem-Best.
Der Chefseesel bei Sat.1 bleibt ein Schleudersitz: Jetzt geht auch Geschäftsführer Guido Bolten. Der 48-Jährige soll der ProSiebenSat.1-Group als Berater verbunden bleiben. Bolten ist seit zwölf Jahren bei der Senderfamilie. Von 1997 bis 2000 war er bei Kabel eins für den Bereich Information & Magazine verantwortlich. Im Januar 2000 übernahm er als Chefredakteur die Leitung des Bereichs Information & Magazine bei ProSieben. Vor exakt vier Jahren wurde er Geschäftsführer von Kabel eins.
Mit Bolten geht bei Sat.1 der vierte Geschäftsführer in sechs Jahren: Vor ihm verließen Martin Hoffmann (Dezember 2003), Roger Schawinski (Dezember 2006), Matthias Alberti (Dezember 2008) den Sender. Boltens Verhängnis dürfte unter anderem die Verpflichtung von Oliver Pocher und Johannes B. Kerner sein. Beide Entertainer haben viel Geld gekostet, aber sind hinter den Quotenerwartungen zurückgeblieben. Und sie haben auch nicht zur Imageverbesserung von Sat.1 beigetragen. Stattdessen blieb Sat.1 wegen der Verpflichtung der teuren Moderatoren ständiges Medienthema. Auch Dokusoaps wie "Gräfin gesucht“ und "Der Wendler-Clan“ konnten nicht die breite Masse überzeugen. Für das gesamte Jahr 2009 erreichte Sat.1 einen Marktanteil von 10,8 Prozent bei den 14-49-Jährigen. Das entspricht einem Nullwachstum – und damit wohl zu wenig den Vorgaben.
Nun soll nach W&V-Informationen Vorstand German Free TV, Andreas Bartl, in Personalunion den Hoffnungsträger Sat.1 lenken. ProSiebenSat.1 fährt zudem damit fort - wohl auch, um Bartl bei der Senderholding zu entlasten -, Programmbereiche zu bündeln und unter dem Dach der Senderholding German Free TV zentral anzusiedeln. Das passiert nun auch mit den Unterhaltungs- und Informationsressorts der Sender Sat.1, ProSieben, Kabel eins und N24. Dafür schafft der Konzern die neuen senderübergreifenden Bereiche "Entertainment“ und "Factual“ in der German Free TV. Gelenkt werden sie von Jobst Benthues, 40, als Senior Vice President Entertainment und Katja Hofem-Best, 39, als Senior Vice President Factual. Bei ihnen werden die bisher bei den Sendern angesiedelten Ressorts zusammengeführt. Der Bereich "Fiction“, der bereits zentral bei der Holding liegt, wird zudem Joachim Kosack, Senior Vice President Fiction, zugeordnet. Die genaue Struktur der Programmbereiche will die AG demnächst bekannt geben.
Hofem-Best, die gerade erst an Bord des Konzerns gekommen ist, übernimmt die neuen Aufgaben zusätzlich zu ihrer Funktion als Senderchefin des geplanten Frauensenders Fem TV. Benthues bleibt weiter Chef der ProSiebenSat.1-Produktionsfirma RedSeven Entertainment.
Neue Aufgaben gibt es auch für Karl König, bisher kommissarisch Senior Vice President Content Strategy bei German Free TV und stellvertretender ProSieben-Chef: Er ist ab sofort Operating Officer bei der Senderholding. Andreas Bartl, Vorstand German Free TV, sagt zur Begründung, dass die bessere Koordination und Abstimmung von Programmstrategien und - planungen "ein wichtiger Grundstein für die erfolgreiche Performance der Senderfamilie im vergangenen Jahr“ gewesen sei. Die Zentralisierung der Bereiche "Entertainment“ und "Factual“ in der German Free TV sei die "konsequente Fortführung unserer erfolgreichen Strategie“, so Bartl.
ps/se