Vielleicht wäre weniger hier mal wieder mehr: Weniger Gala, mehr Men. Weniger Mode, weniger Pflege, mehr Persönlichkeit. Weniger Unruhe im Layout, mehr optische Trennung dadurch von den Anzeigen. Dann kämen die guten Seiten besser zur Geltung und die schlechten - na ja, die wären einfach weg.

Aber weniger, das passt, so scheint's, halt nicht zum Manne. Größer, schneller, weiter, mehr muss es sein. Ja: Die zentrale Frage "Wann ist der Mann ein Mann?" stellt "Gala Men" nämlich irgendwo im Gewimmel aus Mode, Brustwarzenfotos von Kate Moss und Training mit Koch Steffen Henssler. Und beantwortet sie mithilfe eines Häkelschwanzes nebst Messlatte. Das ist dann einfach zu viel. Und beispielhaft für den angestrengten Spagat, für den dieses Blatt steht: Schwanz ja, aber bitte künstlerisch wertvoll verpackt.

Fazit: Viele Chancen wurden verschenkt, das Konzept ist insgesamt nicht gradlinig genug. Vieles von dem, was "Gala Men" bietet, machen heute schon "FHM" (kumpeliger), "GQ" (schicker), "Playboy" (nackiger) und "Men's Health" (sportlicher) besser, trotzdem mit insgesamt schwindendem Erfolg. Die einzelnen erfrischenden Ideen konsequenter zu verfolgen träfe den Nerv der Zeit besser. Und das könnten Männer vielleicht heute wirklich brauchen.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.