
Blattkritik "Landkind": Neues Natur-Magazin mit wenig Innovation
Der Publikumsrenner "Landlust" hat viele Nachahmer. Jetzt zieht sogar Panini nach - mit "Landkind". W&V-Redaktionsmitglied Katharina Hannen hat sich das Heft angeschaut.
Idylle, Heimat, Ursprünglichkeit - Magazine mit Bezug zur Natur sind vom Zeitschriftenmarkt nicht mehr wegzudenken. 2005 brachte der Landwirtschaftsverlag Münster "Landlust" heraus, seitdem folgen immer wieder ähnlich aufbereitete Hefte, die das Landleben in den Mittelpunkt stellen.Die WAZ-Mediengruppe legte mit "Landidee" nach, Burda launchte "Mein schönes Land". Doch bis jetzt konnte noch kein Titel dem Marktführer "Landlust" den Rang ablaufen. Die Verkaufszahlen wachsen stetig weiter, insgesamt erreicht das Magazin etwa 2,2 Millionen Leser. Mit 995.271 verkauften Exemplaren ließ es im zweiten Quartal sogar die Wochentitel "Spiegel", "Stern" und "Focus" hinter sich.
Der Stuttgarter Panini Verlag möchte nun ebenfalls auf dieser Erfolgswelle mitschwimmen und hat am 11. Juli 2012 "Landkind" auf den Markt gebracht. Wie der Titel bereits vermuten lässt, sollen mit diesem Magazin nicht nur erwachsene Leser angesprochen werden. Es handelt sich um ein Heft für Eltern und Großeltern, die ihren Kindern zwischen zwei und zehn Jahren den Bezug zur Natur vermitteln wollen. Panini sieht darin das Alleinstellungsmerkmal, um sich erfolgreich von den anderen Heften des Segments abzuheben.
Zunächst wird der 124-seitige Newcomer nur in ausgewählten Regionen verkauft. Wenn die erste Ausgabe vom Leser gut angenommen wird, soll das Magazin ab Herbst regelmäßig im Zwei-Monats-Rhythmus erscheinen und 4,50 Euro kosten.
Inhaltlich bietet "Landkind" die üblichen Rubriken an: Garten, Küche, Wohnen, Natur und Landleben. Das Konzept sieht vor, das Land als Ort der Geborgenheit zu präsentieren, in dem harmonisches Familienleben stattfindet. Neben Berichten über regionale Produkte, die Tier- und Pflanzenwelt ist das Heft angereichert mit Rezepten, Bastelanleitungen und jeder Menge Tipps aus allen Bereichen des Alltags. Mit "Dein Landkind" liegt jeder Ausgabe ein Extraheft für Kinder bei: Auf acht Seiten gibt es Rätsel, Ausmalbilder, Spiele und kleine Geschichten.
"Landkind" bedient die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und will mit dem Charme alter Zeiten punkten. Laut Chefredakteurin Annita Bottoni sollen "in Vergessenheit geratene Werte wieder schätzen gelernt und gemeinsam mit der Famillie gelebt werden". Allerdings wirkt dieser Versuch an mancher Stelle wie die Rückkehr in alte Rollenbilder: Während unter "Opas Tipp" der Großvater Anleitungen zur richtigen Gartenarbeit und zum Umgang mit Geräten und Werkzeug gibt, wird der Großmutter der Platz in der Küche zugewiesen. Sie lüftet allerhand Geheimnisse über das Kochen und zeigt beispielsweise, wie Obst für den Winter eingekocht wird.
Das Magazin schlägt in dieselbe Kerbe wie bereits die Vorgänger: Mittlerweile leben 74 Prozent der Deutschen in Städten. Ihnen soll mit opulenter, naturnaher Optik zumindest die Vorstellung von einem ruhigen Leben fernab aller urbanen Hektik gegeben werden. Doch prächtige Bilder allein reichen nicht, um den Leser dauerhaft zu binden. Dazu braucht es vor allem bei den Geschichten neue Ansätze - zumal auf einem solch hart umkämpften Sektor. Diese Innovationen lässt "Landkind" jedoch vermissen: Ein Besuch beim Bio-Bauern, Ferien auf dem Pferdehof, die Wiese und das Wattenmeer erkunden - wirklich neu sind die Themen nicht. Auch was den Titel und die Gestaltung des Covers angeht, wird deutlich, dass sich das Magazin an der Aufmachung von "Landlust" orientiert hat. Wie viel eigene Kreativität in die kommenden Ausgaben fließen wird, bleibt abzuwarten.
Frank Zomerdijk, Geschäftsführer des Panini Verlages, ist überzeugt, dass sich "Landkind" auf dem Markt etablieren wird. Gezielt solle die Stärke für Kinderthemen ausgespielt werden, heißt es von Verlagsseite. Panini ist auf Sammelalben, Comics und Jugendbücher spezialisiert. Ob allerdings ein paar Geschichten, Spiel- und Basteltipps sowie die mit acht Seiten eher dünne Beilage ausreichen, um auch die Kleinen dauerhaft zu überzeugen, wird sich zeigen. Aber dafür ist schließlich die zweimonatige Testphase angesetzt.