
Bild-Umzug: Wer will wirklich nach Berlin?
Die Koffer packen müssen demnächst rund 700 Hamburger Mitarbeiter von Springers Flaggschiff "Bild". Deren Chefredakteur Kai Diekmann bestätigte Pläne, den Standort der Zeitung nach Berlin zu verlegen.
Die Koffer packen müssen demnächst rund 700 Hamburger Mitarbeiter von Springers Flaggschiff "Bild". Deren Chefredakteur Kai Diekmann bestätigte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Pläne, den Standort der Zeitung nach Berlin zu verlegen. Laut Diekmann will die Redaktion selbst den Umzug in die Hauptstadt und habe Springer-Chef Mathias Döpfner dies mitgeteilt. Bislang gebe es zwar noch keine Entscheidung des Springer-Vorstands. Damit ist laut Springer-Sprecherin Edda Fels frühestens Mitte Mai zu rechnen.
"Mathias Döpfner war nicht wirklich entsetzt, als wir ihm den Wunsch der Redaktion, nach Berlin zu ziehen, übermittelt haben", sagte Diekmann. "Berlin ist gelebter Informationsvorsprung. Die 'Bild'-Zeitung ist gedruckter Informationsvorsprung, deshalb gehört beides zusammen", begründet der Chefredakteur das Vorhaben. Der Schwestertitel "Bild am Sonntag" wäre wohl mit von der Partie, während die weitere Verwandtschaft – u.a. "Auto Bild" und "Computer Bild" an der Elbe bleiben soll.
Wie begeistert die "Bild"-Redaktion wirklich vom Umzug ist, bleibt allerdings fraglich. Nach "Spiegel"-Informationen haben Springer-Mitarbeiter erst aus der "FAZ" erfahren, dass sie nach Berlin wollen. Diekmann selbst räumt in seinem Interview indirekt ein, dass es Konflikte gibt: "Ich verstehe gut, dass viele Kollegen sagen, Hamburg sei die schönste Stadt Deutschlands", sagte er. Lebensqualität sei aber "kein qualitativer Maßstab für guten Journalismus".
Insidern zufolge ist Diekmann mit dem Drang nach Berlin selbst nicht glücklich. Der "Bild"-Chef habe sich intern immer für den Verbleib der Redaktion in Hamburg stark gemacht und "gekämpft wie ein Löwe", berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf Gewerkschaftskreise.
Der Zug von Springers Standortpolitik bewegt sich schon seit geraumer Zeit Richtung Berlin. Vorstandschef Döpfner werden bereits längerem Bestrebungen nachgesagt, auf Kosten des Standorts Hamburg den Firmensitz in der Hauptstadt zu stärken. 2001 wechselte bereits die Redaktion der "Welt am Sonntag" in die Hauptstadt. 2004 holte das Verlagshaus sämtliche Zentralabteilungen des Unternehmens an die Spree. Zuletzt wurden Pläne bekannt, auch den Mantelteil der ersten von Verlagsgründer Axel Springer gegründeten Tageszeitung, dem "Hamburger Abendblatt", in Berlin produzieren zu lassen.