300 Mio. für die Telekom:
Big Deal: Ströer kauft T-Online und Interactive Media
Schon für 2016 rechnet Ströer durch den Zukauf des Internetportals T-Online und des Digitalvermarkters Interactive Media mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Verkäufer Telekom konzentriert sich dagegen aufs Geschäft als Netzanbieter.
Großer Einkauf für Ströer: Die Deutsche Telekom veräußert Deutschlands meistbesuchtes Internetportal T-Online und den Digitalvermarkter Interactive Media an den Kölner Werbevermarkter. Der Kaufpreis liegt bei rund 300 Millionen Euro und wird von Ströer in Aktien bezahlt, für die das Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführen will. Das teilen beide Unternehmen am Donnerstag nach Vertragsunterzeichunung mit. Um die "@t-online.de"-Mailadressen kümmere sich aber weiter die Telekom, für Telekom-Kunden ändere sich nichts, heißt es. Das Bundeskartellamt muss dem Geschäft noch zustimmen.
Die Details: Die Telekom werde nach dem Deal - abhängig vom Aktienkurs - voraussichtlich rund elf bis 13 Prozent an Ströer halten und will so an möglichen Wertsteigerungen mitverdienen, sagt Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme. Die Haltefrist für die Anteile beträgt zwölf Monate. Das Geschäft soll voraussichtlich im vierten Quartal abgeschlossen werden. Früheren Angaben in Medienberichten zufolge macht T-Online mit Angeboten rund um Nachrichten, Ratgeberinhalte und Shopping etwa 100 Millionen Euro Umsatz jährlich und einen ein- bis zweistelligen Millionengewinn.
Klarer Vorteil für Ströer: Das Unternehmen stärkt durch den Kauf seinen Wachstumstreiber namens "Werbung im Internet". In das Online-Geschäft ist der Konzern 2013 eingestiegen. T-Online ist laut Agof das größte deutsche Internetportal, Interactive Media der drittgrößte Digitalvermarkter Deutschlands. Ströer-Vorstandschef Udo Müller will den Umsatzanteil von Digitalinhalten von aktuell einem Viertel in den kommenden Jahren auf rund 50 Prozent hochschrauben - und sein Unternehmen nennt den Deal mit der Telekom den "entscheidenden Schritt zum digitalen Multi-Channel-Medienhaus". Udo Müller über den Zukauf:
"Die Transaktion markiert den Beginn einer neuen Ära für unser Unternehmen. T-Online ist eine Markenikone des deutschen Digitalgeschäfts. Wir sind überzeugt, dass wir über die Ressourcen verfügen die 'most trusted online brand' Europas erfolgreich weiter zu entwickeln."
Im ersten Halbjahr legte der Erlös bei Ströer laut der zeitgleich vorgelegten Bilanz vor allem dank der Digitalsparte im Jahresvergleich um neun Prozent auf 363 Millionen Euro zu, im Digitalgeschäft kletterte der Umsatz dabei um fast ein Viertel. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um mehr als ein Drittel auf gut 78 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente der Konzern mit 18,8 Millionen Euro rund siebenmal so viel wie vor einem Jahr. Das bisher aufgebaute Portfolio umfasst Special-Interest-Webseiten wie Giga, Spieletipps und kino.de, das Multi-Channel-Netzwerk TubeOne und den Inhalte- und Technologie-Spezialisten Content Fleet.
Schon für das kommende Jahr rechnet Ströer durch den Zukauf mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro, die bereinigte operative Gewinnmarge (Ebitda) soll 23 bis 24 Prozent erreichen. Vorstand und Aufsichtsrat von Ströer beabsichtigen, der Hauptversammlung zeitnah eine Umwandlung der Ströer SE in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) vorzuschlagen. Damit könnten zum Beispiel die beiden größten Anteilseigner, Dirk Ströer und Vorstandschef Müller, mehr Investoren ins Unternehmen holen und ihren Anteil verringern - ohne dabei allzu viel Macht abgeben zu müssen.
Die Telekom konzentriert sich derzeit auf ihr Geschäft als Netzanbieter und stößt Randgeschäfte ab. Bereits seit mehreren Monaten soll T-Online anderen Konzernen zum Verkauf angeboten worden sein - dabei tat sich die Telekom aber offenbar schwer. Dem vor allem im Digitalgeschäft wachsenden Medienkonzern Axel Springer etwa wurde Interesse nachgesagt, schlussendlich winkte Vorstandschef Mathias Döpfner aber ab.
ps/dpa