
Lesetipp:
Bier Heil!
In der Süddeutschen Zeitung schreiben Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU, und Michelle Engert von der American University in Washington, über überkommene Firmenlogos und rassistische Werbung.

Foto: Lucaffè
Sicher kennen Sie das Hitler-Bier. Womöglich haben Sie die Flasche schonmal in der Hand gehalten? In Italien vertreibt es die Firma Lunardelli schon Jahre lang. Seit 1995 klebt der italienische Weinhändler Etiketten von Diktatoren auf alkoholische Getränke. Läuft ganz gut, wie man liest.
Mit politischer Korrektheit haben es unsere Nachbarn im Süden offenbar generell nicht so. Für die Süddeutsche Zeitung haben sich Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, und Michelle Engert, Scholar-in-Residence an der American University in Washington, einige italienische Firmen vorgenommen, die sich in ihrer Marketingkommunikation rassistischer Stereotypen bedienen und damit auch noch durchkommen - ein lesenswerter Beitrag. Als Beispiel führen die beiden Wissenschaftler in ihrem Gastbeitrag zuvorderst die Firma Lucaffè an.
Lu mit den Schwulstlippen
Das Lucaffé-Logo präsentiert ein dunkelhäutiges Maskottchen, das auf den Namen "Lu" hört, mit schwulstigen Lippen, einem runden Gesicht und barfuß. Der Typ soll Lebensfreude ausstrahlen, heißt es auf der Website des Unternehmens. Brenner und Engert schreiben dazu: "Wer sich auch nur ein bisschen mit rassistischen Stereotypen beschäftigt, kann Lu, der auch auf Kaffeetassen und Kaffeedosen zu sehen ist, als Lehrbeispiel dafür nehmen, wie mehr als ein Jahrhundert lang Schwarze von Weißen dargestellt wurden." Und dafür sollten wir doch längst sensibilisiert sein, oder etwa nicht?
Nun geht es den Autoren nicht darum, auf den Italienern herumzuhacken. Wer das glaubt, sollte sich, wie von den beiden empfohlen, einmal auf die Website der Hannoveraner Kaffeerösterei Machwitz begeben. Oder er hört sich einfach mal im eigenen Familien- und Freundeskreis um, wer sich da weigert von Schokoküssen zu sprechen, weil man das ja noch nie getan habe. Als ob es ein verbrieftes Recht auf den "Mohrenkopf" aus alten Tagen gebe, eine historische Lizenz zum Diskriminieren.
Der Jude mit dem Geldsack
Aus gutem Grund fällt es der jungen Generation heute nicht mehr so leicht, von "Negerkuss" zu sprechen oder "Zigeunerschnitzel". Niemand spielt mehr: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" Unsere Gesellschaft ist empathisch und hat gelernt, die Verletzungen anderer Menschen zu antizipieren. Eine Bank jedenfalls, so das Autorenduo, würde keinen "fröhlich strahlenden Juden zeigen, der einen Geldsack präsentiert, weil der ja so gut mit Geld umgehen kann". Wir haben aus der Geschichte heraus vieles neu begriffen.
Und können es besser. Deshalb ist es durchaus zu begrüßen, dass Sarotti aus seinem Mohr längst einen Magier gemacht hat. Dem Absatz hat es nachweislich nicht geschadet.