Bezahlmodell für Welt.de: Wie Springer mit Online Kasse machen will
Axel Springer forciert seine Digitalstrategie. Konzernchef Mathias Döpfner will in sechs bis sieben Jahren die Hälfte der Umsätze und Gewinne mit digitalen Geschäften machen.
Die Marschrichtung ist seit Jahren klar, nun erhöht der Springer-Konzern das Tempo im digitalen Wandel. Vorstandschef Mathias Döpfner will schon in sechs bis sieben Jahren die Hälfte der Umsätze und Gewinne mit digitalen Geschäften machen. "Das Verhältnis soll sich natürlich nicht durch einen Verfall des Printgeschäfts verschieben, sondern durch echtes digitales Wachstum bei stabilem Printgeschäft erreicht werden," sagt Döpfner am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin.
Bei Welt Online (welt.de) soll noch in diesem Jahr ein digitales Bezahlmodell eingeführt werden, kündigt Jan Bayer, Vorstand Weltgruppe und Technik bei Axel Springer, an. Wie das Abo-Modell en detail aussehen und wann genau es eingeführt wird - das ist noch nicht endgültig entschieden. Für das "Hamburger Abendblatt" und andere regionale Blätter praktiziert Springer eine Mischung aus frei zugänglichen und exklusiven Bezahl-Inhalten.
Im Fokus der digitalen Expansion stehen allerdings nicht die Inhalte-Portale, sondern die Internet-Rubriken und -Online-Marktplätze. Im Printgeschäft des Konzerns tragen die Rubriken nach Konzernangaben nur noch fünf Prozent zu den Erlösen bei. "Wir haben durch die Digitalisierung in diesem Bereich also viel mehr zu gewinnen als in Print zu verlieren," sagt Döpfner.
Nukleus der Expansion im digitalen Rubrikengeschäft ist die am Dienstag verkündete strategische Partnerschaft mit dem Finanzinvestor General Atlantic (GA), der mit 30 Prozent bei der neuen Axel Springer Digital Classifieds GmbH (Immonet, SeLoger, Stepstone) einsteigt.
375 Millionen Euro fließen Springer dadurch für Investitionen zu. Das frische Geld will Döpfner für Investitionen in Europa, aber auch in Schwellenländern in Lateinamerika oder Asien nutzen. Auch Zukäufe von digitalem Rubrikengeschäft in Nordamerika seien möglich, so Döpfner. Partner GA hat in diesem Bereich bereits Beteiligungen. Ein möglicher Börsengang wird als Exitstrategie für General Atlantic in einigen Jahren in Erwägung gezogen.
Derzeit liegt der Anteil des Digitalgeschäfts am Konzernumsatz (3,2 Milliarden Euro) bei 30 Prozent (Umsatz: 962 Millionen) - bei einer Marge von 16 Prozent auf den Gewinn vor Steuern (158 Millionen). Die digitalen Werbeerlöse des Gesamtkonzerns sind mit 791 Millionen Euro erstmals höher als die Einnahmen im deutschen Printgeschäft (643 Millionen Euro). Die Gesamtwerbeerlöse für Print im Konzern liegen mit 815 Millionen Euro allerdings noch etwas höher.