Gruner + Jahr:
Betriebsbedingte Kündigungen beim "Stern"
Nun wissen wir, wer die ersten der 400 geplanten Kündigungen erhalten wird. Es sind 26 "Stern"-Mitarbeiter.
Das Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr setzt bei Ihrem Flaggschiff "Stern" den Rotstift an. 26 Mitarbeiter sollen in der Redaktion des Wochenmagazins betriebsbedingt gekündigt werden, teilt der Betriebsrat des Hamburger Verlags mit. Betroffen von der Maßnahme sind Mitarbeiter in der Bildredaktion, der Bildtechnik, der Infografik, der Abteilung "Außenstern", den Redaktionsmanagement sowie der Redaktion von "Gesund Leben", heißt es einer hausinternen Mitteilung.
Besonders schlimm ist, dass die Bertelsmann-Tochter bei den Kündigungen nicht vor Langzeiterkrankten und Mitarbeitern in Elternzeit Halt machen. In der Redaktion wird deshalb der Stellenabbau scharf kritisiert. Der Personalmaßnahme erfolgt ein Monat bevor der "Gala"-Chefredakteur Christian Krug sein neues Amt als Chefredakteur der Zeitschrift antritt und den bisherigen Chefredakteur Dominik Wichmann ablöst, von dem sich der Verlag vor wenigen Wochen überraschend getrennt hatte. G+J-Chefin Julia Jäkel hatte sich angeblich von dem ehemaligen Chef des "SZ Magazins" getrennt, weil er in der Redaktion des Wochentitels wegen seines autoritären Führungsstil zunehmend angeeckt sei. Jetzt werden Stimmen laut, dass Wichmann den von der Gruner+Jahr-Chefin geplanten Stellenabbau nicht mittragen wollte. Daher sei es zum Eklat gekommen, der am Ende zur Trennung geführt haben könnte.
Dass Gruner + Jahr betriebsbedingte Kündigungen ausspricht, zeigt, dass es um die Wirtschaftlichkeit des Titels nicht gut bestellt ist. Das Magazin leidet unter wachsendem Auflagenschwund, das Anzeigengeschäft ist eingebrochen. So soll der Anzeigenerlös zum Stichtag 1. Juli um mehr als 20 Prozent gesunken sein. Von Krug erhofft sich nun die G+J-Chefin eine Kehrtwende. Er soll dem Anzeigengeschäft neuen Schwung verleihen. Fraglich ist aber, ob es bei dem jetzt angekündigten Stellenabbau bliebt. Viele "Stern"-Redakteure gehen davon aus, dass Krug die vor einem Jahr eingeführte Matrix-Organisation abschafft und neue Strukturen schafft. Noch unklar ist, wie viele Stellen tatsächlich bei der Frauenzeitschrift "Brigitte" und beim Reisemagazin "Geo" abgebaut werden. Bei der "Brigitte" ist von 30 Stellen die Rede, bei "Geo" von 15.
Für Gruner + Jahr ist der "Stern" der wichtigste Ertragsbringer. Schwächelt das Flaggschiff, schlägt sich dies in der Rendite nieder. Im ersten Halbjahr brach das operative Ergebnis des Verlagshauses auf 77 Millionen Euro ein - nach 108 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die G+J-Chefin hatte jüngst angekündigt, sich in den nächsten drei Jahren von 400 Stellen im Stammhaus am Baumwall zu trennen.