Design: 100 Jahre Bauhaus:
Berühmte Logos im Bauhaus-Look
Als Kunstschule bestand das Bauhaus nur 14 Jahre. Und inspiriert 100 Jahre nach seiner Gründung noch immer Designer auf der ganzen Welt.
Das Bauhaus bestand nur 14 Jahre – von 1919 bis 1933. Trotzdem wurde es zu einer der wichtigsten Kunstschulen der Moderne. 100 Jahre nach seiner Gründung inspiriert seine Ästhetik noch immer Künstler, Grafikdesigner und Architekten. Zur Feier des diesjährigen Bauhaus-Jubiläums hat die globale Designer-Community der Kreativplattform 99designs den Logos bekannter Marken wie Adidas, WhatsApp oder Google ein Bauhaus-Upgrade verpasst. Vivecca Frank*, Marketing Coordinator bei 99designs, stellt sie vor.
Was ist das Bauhaus?
Die Geschichte des Bauhauses ist so facettenreich wie jene Stile, die durch seine Ästhetik verdrängt wurden. Werfen wir einen Blick zurück. Im Jahr 1919 sieht sich die westliche Welt großen Veränderungen gegenüber: Elektrizität und industrielle Revolution machten die Massenproduktion zur neuen Norm. Viele Künstler der damaligen Zeit befürchteten, dass dies das Ende der Kunst einläuten könnte.
Eine Gruppe um den deutschen Architekten Walter Gropius sah dies jedoch anders: Ihr in Weimar gegründetes Staatliches Bauhaus sollte nicht einfach nur schöne Designs hervorbringen, sondern die Menschen in ihrem Alltag in der aufstrebenden Industriegesellschaft unterstützen. Darüber hinaus sollte die Designschule unterschiedliche Kunstformen vereinen.
Am 11. April 1933 schloss das Bauhaus auf Druck der Nationalsozialisten seine verbleibende Berliner Lehranstalt. Trotz seiner kurzen Existenz definierte die Designschule nachhaltig den Stil der Moderne. Letztlich veränderte die Bauhaus-Bewegung, wie Künstler, Hersteller und Konsumenten Ästhetik und Design eines Produkts bewerteten. Gleichzeitig bereitete es den Weg für experimentelle Typografie und große Fortschritte im Grafikdesign.
Diese Faktoren kennzeichnen nicht nur bis heute Designs im Bauhaus-Stil, sondern stehen für viele Konsumenten nach wie vor für Produkte von hoher Qualität und Alltagstauglichkeit. Angewandt auf die Logos der bekanntesten Marken weltweit machen die Bauhaus-Prinzipien deutlich, dass die Ästhetik der Designschule auch im 21. Jahrhundert Gewicht hat.
1. Minimalistische Ästhetik
Anfang des 20. Jahrhunderts verschrieb sich das Bauhaus dem Minimalismus. Getreu dem Motto „Weniger ist mehr” betrachteten die sogenannten “Bauhäusler” Minimalismus als Möglichkeit, die Effektivität ihrer Produkte zu verbessern.
Dies zeigt sich auch in den überarbeiteten Logos von Google, Netflix, National Geographic und Paypal. Hier wurde das ursprüngliche Branding vereinfacht, um die Wirkung der verbleibenden Elemente zu verstärken.
2. Die Form folgt stets der Funktion
Die Designs des Bauhauses waren dazu bestimmt, das Leben in der modernen Industriegesellschaft zu vereinfachen. Jedes Design sollte in Aussehen und Form seiner späteren Funktion gerecht werden. Unnötige Verzierungen gehörten damit der Vergangenheit an. Stattdessen arbeiteten unterschiedliche Gewerke gemeinsam an der Realisierung der Bauhaus-Ästhetik.
Die überarbeiteten Logos zeigen genau das: Auch hier folgt die Form dem späteren Verwendungszweck und verweist beispielsweise bei der neuen Android-Version auf das einfache Handling des Betriebssystems.
3. Geometrie im Fokus
Über verschiedene Gewerke hinweg ist das Bauhaus bekannt für seine Liebe zur Geometrie – im Speziellen zum Kubismus. In einer Zeit, die zunehmend komplizierter zu werden schien, sollte die Reduzierung auf einfache Grundformen eine klare Orientierung im Alltag bieten. Darüber hinaus konnten Produkte mit klaren Formen auch deutlich leichter industriell hergestellt werden.
Umso interessanter, dass gerade die großen Technikkonzerne, die in unserer Zeit einen noch nie dagewesenen Stellenwert einnehmen, ein Bauhaus-Update in Sachen Geometrie erhalten haben. So wird noch einmal der Anspruch dieser Marken auf vereinfachte Kommunikation in einer globalisierten Welt deutlich.
4. Kreativer Einsatz von Typografie
Zur Entstehungszeit des Bauhauses war Typografie im öffentlichen Raum stark reglementiert. Der Standard waren auffällige, dekorative Schriften. Das Bauhaus entwickelte seine eigenen Regeln: Groß- und Kleinbuchstaben wurden nicht kombiniert, und man verwendete ausschließlich serifenlose Schriftarten. Damit bereitete die Designschule den Weg hin zu einer kunstvollen Verwendung von Text.
Diese Lust an Kreativität zeigt sich auch in den folgenden Logos von BBC, Walmart, Lego und Haribo. Hier machen übertriebene Buchstabenstämme, geometrische Anordnungen und minimalistische Kompositionen deutlich, dass es nicht viel braucht, um mit einem Logo Aufmerksamkeit zu erregen.
5. Klarer Fokus auf Primärfarben
Die Bauhäusler setzten bei ihren Designs zumeist auf die klassischen Primärfarben Rot, Gelb und Blau sowie Schwarz und Weiß. Damit betonten sie die Effizienz ihrer Entwürfe und machten deren Alltagstauglichkeit deutlich. Der Schweizer Kunsttheoretiker Johannes Itten unterrichtete zwischen 1919 und 1922 am Bauhaus und ergänzte den Einsatz von Primärfarben um die Psychoanalyse in der Farbtheorie.
Die aktuellen Interpretationen der Designer machen deutlich, wie eindrucksvoll die Verwendung von nur fünf Farben sein kann.
Das Vermächtnis des Bauhauses
Der Einfluss des Bauhauses auf Design, Kunst und Architektur ist auch 100 Jahre nach seiner Gründung ungebrochen. Das Vermächtnis der Designschule ist überall in unserem Alltag erkennbar – und das auch im Branding vieler Unternehmen: Einige Logos werden bis heute mit Bauhaus-Typografie versehen. Dies gilt insbesondere seit dem jüngsten Aufleben des Minimalismus im Grafikdesign.
Damit hat das Bauhaus sein größtes Versprechen eingelöst. Denn Design begründet sich immer aus der Interaktion des Konsumenten mit einem Produkt. Und dieser Fakt spielt in der aktuellen Design-Community eine größere Rolle als jemals zuvor.
*) Vivecca Frank ist Marketing Coordinator bei 99designs, der globalen Kreativ-Plattform, die es Designern und Kunden leichtmacht, gemeinsam an eindrucksvollen Designs zu arbeiten.