Polit-Marketing:
Ben & Jerry's düpiert israelische Regierung
Wo es auf der Welt ungerecht zugeht, sieht Ben & Jerry's eine Chance auf öffentlichkeitswirksame Kampagnen. Doch der Verkaufsstopp von Ben & Jerry's-Eis in den israelischen Siedlungsgebieten sorgt für Wirbel.
In den israelischen Siedlungsgebieten im Westjordanland und Ostjerusalem gibt es von Ende kommenden Jahres an kein Eis der Marke Ben & Jerry's mehr. Damit zeigt die US-Brand - öffentlichkeitswirksam - ihre Haltung zu Israels Siedlungspolitik. "Wir glauben, dass es mit unseren Werten nicht vereinbar ist, Ben & Jerry's Eiscreme in den besetzten palästinensischen Gebieten zu verkaufen", ließ die Unilever-Tochter wissen. Damit reagiere man auch auf die Bedenken der eigenen Fans uns vertrauenswürdiger Partner. In Israel selbst soll allerdings weiterhin Ben & Jerry's-Eis erhältlich sein.
Welch politischen Sturm im Wasserglas diese Aktion auslöst, hatten die Verantwortlichen wohl nicht erwartet. Israels Regierung warnte den Mutterkonzern Unilever vor schwerwiegenden Konsequenzen - in rechtlicher und anderer Hinsicht. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennet veröffentlichte eine Erklärung, wonach man "aggressiv gegen jede Boykottmaßnahme vorgehen" wolle, die "auf Zivilisten abzielt". Die israelische Regierung wirft dem Eishersteller vor, gegenüber dem "anhaltenden und aggressiven Druck extremer anti-israelischer Gruppen" zu kapitulieren.
Auch im Social Web wird die Aktion kritisiert. So will der Twitter-Nutzer NealTravers wissen, wann die Marke den Verkauf in den von den Aborigines gestohlenen Ländern einstellen wolle und wann in Chino, die die uigurische Bevölkerung unterdrückt.
Unilever selbst äußert sich zu den Ereignissen aktuell nicht. Ben & Jerry's inszeniert sich seit Jahrzehnten als Brand mit sozialer Verantwortung. Wo auch immer Themen auf die politische Agenda rücken - Ben & Jerry's zeigt seine Haltung. Das können LGBTQ-Rechte sein, der Klimawandel oder #BlackLiveMatters. Allerdings steht das Unternehmen selbst auch immer wieder in der Kritik - unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen und der Ausbeutung von Mitarbeitern.