
Bei 9Live bellt jetzt "Kommissar Rex"
Der Mitmachsender 9Live hat in der Nacht zum Mittwoch ausgespielt. Ab sofort werden täglich Serien wie "Kommissar Rex", "Für alle Fälle Stefanie" oder "Nip/Tuck" gezeigt - und so mancher Flopp aus dem ProSiebenSat.1-Fundus.
Seit der Nacht zum Mittwoch ist das bisherige 9Live Geschichte. Der Mitmachsender der ProSiebenSat.1-Gruppe hat den Live-Sendebetrieb nach knapp zehn Jahren eingestellt. Nun ist Fiktion aus dem Fundus der Senderfamilie angesagt: Statt Anrufspielen laufen dort jetzt Wiederholungen der Soap "Eine wie keine" und des Krankenhaus-Dauerbrenners "Für alle Fälle Stefanie" aus den Sat.1-Archiven, aus neueren Zeiten die Sat.1-Polizei-Reihe "R.I.S.", der soundsovielte Durchgang der US-Schnipsler von "Nip/Tuck", die einst von ProSieben zu Sat.1 und zuletzt zur Senderin Sixx umgesiedelt worden sind – und alte Folgen von "Kommissar Rex", die vor langer Zeit Sat.1 beglückt haben, bevor sie für das ZDF neu belebt worden sind. "Verrückt nach Clara", "Klinikum Berlin Mitte", "Alles außer Sex" und "Typisch Sophie" machen die Wiederholungsschleife bei 9Live komplett.
Diverse gescheiterte Serienanläufe der "großen Schwestern" ProSieben und Sat.1 darf 9Live fürs Erste zeigen. Der Sat.1-Krimireihen-Flopp "Deadline" ist vor gut vier Jahren nach der ersten Staffel auf Eis gelegt worden. 9Live zeigt die erste Staffel nun erneut – und zwar zur besten Sendezeit, täglich um 20.15 Uhr. Fans der geplanten ProSieben-Weekly "Volles Haus" kommen nun auf ihre Kosten; 9Live darf übertragen, was im großen TV von den Zuschauern vor einigen Jahren verschmäht worden ist. Aber auch die für Kabel eins so typischen US-Krimireihen halten Einzug bei 9Live: Die Anwälte aus "Justice" und die Geiseln aus "The Nine" dürfen beim neuerdings auf Fiktion getrimmten Sender on Air – beide in der täglichen Late-Prime. Nach 21.45 Uhr ist US-Fiktion angesagt. Infomercials, Astro-TV und das weiterhin platzierte nächtliche "ChatStrip.tv" sorgen Tag für Tag für ausgelastete Sendestrecken - und für ein Einkommen. Bei der Vermarktung bleibt indes alles beim Alten - 9Live werde die Werbeflächen, die auf dem Sender existieren erst einmal weiter selbst vermarkten, so wie bisher auch, heißt es auf Anfrage.
Der Schnitt bei 9Live hat sich seit Langem angedeutet. Seit März hat sich Konzernlenker Thomas Ebeling auch offen zu den Problemen mit dem Gewinnspielsender bekannt. Bußgelder und Betrugsvorwürfe haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft und Verfahren mit den Medienanstalten nach sich gezogen. Die Verschärfung der Regeln für TV-Gewinnspiele haben dann auch noch am Umsatz massiv genagt - allein im ersten Quartal 2011 sind die Erlöse um gut ein Drittel auf 9,2 Millionen Euro zurückgegangen. Nun werden alle Optionen geprüft – bis hin zum Verkauf. Bis zu einer Entscheidung gibt es erst einmal Fiktion aus der Konserve des Mutterkonzerns ProSiebenSat.1 - "bis auf Weiteres", wie es heißt.
Im September 2001 war 9Live von Medienmanagerin Christiane zu Salm - heute Christiane Kofler - entstanden - und von Beginn an umstritten, wenn auch zunächst durchaus wirtschaftlich erfolgreich. Das hat sich erledigt. Und ProSiebenSat.1-Chef Ebeling fackelt nicht lange, wenn es sinkende Umsätze geht. Wie es mit den rund 60 9Live-Kollegen weitergeht, ist unklar.