Gegenrede von Ralf Junge:
Behrendts Job-Thesen stoßen bei Fischer Appelt auf Kritik
Die Diskussion um Frank Behrendts Job-Tipps ist um eine ungewöhnliche Facette reicher: Ein Senior-Berater aus seiner eigenen Mannschaft hat ihm öffentlich widersprochen - am Ende einer 80-Stunden-Arbeitswoche.
Die Diskussion um Frank Behrendts "10 ernsthafte Ratschläge, wie man lockerer durchs (Berufs-)Leben kommt" ist um eine ungewöhnliche Facette reicher: Jemand aus Behrendts eigener Mannschaft hat ihm öffentlich und medienwirksam widersprochen. "Ich habe laut gelacht", schrieb Fischer-Appelt-Mann Ralf Junge in seinem privaten Blog über die Thesen seines "tiefenentspannten" Vorstands, den Stern.de den "Großmeister der Gelassenheit" nennt. Danach habe er nur noch "entsetzt schweigen" können. Ob Behrendt seine Tipps wirklich ernst gemeint habe? Im operativen Geschäft sei das nämlich nicht zu machen:
Der erste Ratschlag: "Mach dir jeden Morgen noch mal klar, dass wir im Job nur Monopoly für Erwachsene spielen. Egal, was wir hier machen oder nicht machen – die Welt dreht sich weiter. Deshalb sollten wir uns bei aller Ernsthaftigkeit selbst nicht zu wichtig nehmen."
Dieses Statement entgegne ich einfach mal dem Kunden, zeitgleich meinen Vorgesetzten, wenn das nächste Mal etwas mit höchster Dringlichkeit, asapst bis zum nächsten Tag erledigt werden muss und ende mit "Entpannt euch, morgen ist ja auch noch ein Tag!"
Und im Personalgespräch, das mir daraufhin mit Sicherheit bevorsteht, zitiere ich einfach Tipp 10: "Liebe deine Familie, deine Freunde, dich selbst und das Leben. Aber nie deinen Job."
Junge arbeitet seit Februar 2014 als Senior PR-Berater und Projektleiter bei Fischer Appelt in Berlin. Behrend sitzt im Vorstand der Kommunikationsagentur, zugleich leitete er deren Kölner Standort.
Behrendts Ratschläge zu befolgen würde "unser Leben deutlich entspannen", schreibt Junge, aber das sei "in in einer Agentur unmöglich" Sein Text ist mittlerweile auch bei Spiegel Online veröffentlicht worden.
Von einem Konflikt wollen weder Behrendt und Junge etwas wissen. "Er hat seinen Impuls gegebenen, ich meinen", so Junge auf W&V-Anfrage. Jetzt stehe man "im guten Dialog" und überlege gemeinsam mit der Personalabteilung von Fischer Appelt, "wie man in der Branche etwas verändern kann". Dazu hat der Berater auch schon einen weiteren Blogpost geschrieben.
In der Branche ist man auch so schon aktiv geworden. Als Reaktion auf Frank Behrendt veröffentlichte Timo Lommatzsch, Chef der Hamburger PR-Agentur Orca van Loon am Montag auf W&V Online die realistischere Variante: "10 ernsthafte Ratschläge, wie man zufriedener und erfolgreich durch die ersten Berufsjahre kommen kann".
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