
Bavaria will mit Kevin Costner zurück zum Kinofilm
Der US-Film "Learning Italian" mit Kevin Costner soll 2011 auf dem Bavaria-Gelände gedreht werden. Die Münchner wollen damit an alte Traditionen anknüpfen, haben aber auch ganz neue Ziele: mehr Internationalgeschäft und Produktionen für Privatsender.
Die Münchner Bavaria Film will nach mehr als 25 Jahren Pause wieder große Kinofilme vor den Toren Münchens produzieren. Das berichtet das "Handelsblatt" in seiner Donnerstagsausgabe. Dabei hat die Produktionstochter öffentlich-rechtlicher ARD-Sender bereits einen Star im Visier: "Mein Kollege Achim Rohnke bereitet derzeit mit amerikanischen Partnern den Spielfilm 'Learning Italian' mit Kevin Costner vor“, sagt Bavaria-Chef Matthias Esche dem "Handelsblatt" auf der Film- und Fernsehmesse Mip-TV in Cannes. Esche leitet zusammen mit dem früheren ARD-Werbechef Rohnke den Produktionskonzern. Der Streifen "Learning Italian“ soll 2011 umgesetzt werden.
Die letzte Hollywood-Produktion der Münchner ist im Jahr 1984 die Verfilmung des Romans „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende unter der Regie von Wolfgang Petersen gewesen. Seitdem halten sich die Amerikaner von Bavaria fern. Mit seiner Filmoffensive knüpfe der Produzent Matthias Esche an die Tradition des Ateliers an, so das Blatt. In den großen Zeiten der 1919 gegründeten Bavaria drehten auf dem weitläufigen Studiogelände in Geiselgasteig weltberühmte Regisseure wie Alfred Hitchcock, John Huston, Stanley Kubrick oder Orson Welles. Mit dem Film „Das Boot“ von Wolfgang Petersen hat die ARD-Tochter einst Filmgeschichte geschrieben.
Bavaria-Chef Esche will das Unternehmen laut "Handelsblatt" nun internationalisieren, indem er im Ausland verstärkt koproduziert und Produzenten aus Hollywood nach München lockt. Zudem will er einen eigenen Filmverleih aufbauen. Das Ganze basiert auf einer gesunden Finanzstruktur. Esche: "Für das laufende Geschäftsjahr erwarte ich stabile Umsätze und möglicherweise leicht steigende Gewinne.“ Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. Januar 2010 endete, ist der Umsatz der Bavaria auf 210 Millionen Euro (Vorjahr: 232 Millionen Euro) zurückgegangen. Der Konzerngewinn nach Steuern liegt bei 4,58 Millionen Euro. "Im Rechtelizenzgeschäft erzielen wir nach einer Restrukturierung wieder zweistellige Umsatzrenditen. Auch Produktion, Dienstleistung und Home Entertainment liefern erstklassige Ergebnisse“, sagt Esche. Ihm zufolge kann die Bavaria, die mehrheitlich im Besitz von BR, WDR, SWR und MDR ist, über eine Liquidität von 40 Millionen Euro verfügen. Allerdings hat eine Reihe der 16 Tochterfirmen im vergangenen Jahr Verluste eingefahren. Mittlerweile seien diese Baustellen erledigt, schreibt die Zeitung. Unter der Führung von Esche und Rohnke sind alle sechs defizitären Tochterfirmen aus den roten Zahlen geholt worden.
Künftig will die Bavaria Mitstreitern wie UFA und Endemol Konkurrenz machen: "In Zukunft wollen wir uns verstärkt um Aufträge von Privatsendern bemühen. Der Umzug von Sat.1 nach München ist für uns zweifellos ein Vorteil“, sagte Esche. Bei den Fernsehproduktionen spürt der Produzent allerdings die Sparwut der Sender.