Verlagsgeschichte:
Bauer will Nazi-Vergangenheit aufarbeiten
Gab es bei der Bauer Media Group ein Arrangement mit dem Naziregime? Das Medienhaus hat einen Historiker beauftragt, der auf den möglicherweise dunklen Spuren der Firmenhistorie wandeln soll.
Verlage wie Du Mont und Bertelsmann haben sich bereits mit bestehenden Verstrickungen mit dem nationalsozialistischen Regime wissenschaftlich auseinandergesetzt - nun zieht auch die Bauer Media Group nach und will ihre Vergangenheit aufarbeiten. Laut dem NDR Medienmagazin Zapp und dem Nachrichtenmagazin Spiegel plant Bauer, einen Historiker einzusetzen, der sich mit der Firmenhistorie zu Zeiten des Nationalsozialismus beschäftigen soll. Der Verlag äußerte sich zu den Plänen gegenüber Zapp und Spiegel folgendermaßen: "Wir verfügen über keinerlei Dokumentation über unsere Geschichte und besitzen keine Firmenunterlagen mehr aus der Zeit des Nationalsozialismus. Wir werden noch im Laufe des Jahres 2020 einen Historiker damit beauftragen, die Geschichte und die Vorgeschichte des Bauer-Verlages zu recherchieren und mit der Öffentlichkeit zu teilen.“
Hat der Verlag von der NS-Herrschaft profitiert?
Recherchen von Zapp und Spiegel lassen den Schluss zu, dass sich die damaligen Verlagsinhaber mit dem Naziregime arrangiert hätten. Hier ginge es vor allem um das publizistische Wirken sowie umstrittene Immobilienkäufe von Alfred Bauer Ende der 1930er-Jahren. So soll die Rundfunkzeitschrift Funk-Wacht nationalsozialistische Einflüsse aufweisen. In einer Mitteilung des NDR heißt es: "In den Archiven finden sich eindeutig politische, das System stützende Titelbilder wie auch ein bereits im Herbst 1933 erschienener Fortsetzungsroman, der - anders als die sonst an dieser Stelle abgedruckten seichten Unterhaltungsromane - eindeutig in Diktion und Weltanschauung nationalsozialistisch geprägt ist." Zudem liege der Verdacht vor, dass Alfred Bauer von den Bedingungen profitiert hätte, die sich durch den Druck der Nazis auf jüdische Immobilieneigentümer ergaben. Viele Juden waren damals gezwungen, Besitz zu verkaufen. In den Jahren 1936 bis 1938 erwarb Bauer in Hamburg mehrere Immobilien, darunter auch welche von jüdischen Eigentümern, zu günstigen Preisen. Auf die Anfragen der beiden Medien erklärte die Bauer Media Group jedoch, dass das Verlagshaus ausschließen könne, dass sich heute Grundstücke oder Liegenschaften aus "Arisierung" in seinem Besitz befänden.