Bauer ist im Web-Geschäft auf Einkaufstour
Weil das Vertriebs- und Anzeigengeschäft seiner Printtitel zunehmend unter Druck gerät, drängt Bauer nun stärker ins Digitalgeschäft. Dazu plant das Zeitschriftenhaus, bestehende Printmarken netzfähig zu machen und einzukaufen...
Die Hamburger Bauer Media Group, einer der führenden Zeitschriftenkonzerne in Europa ("Bravo"), will unter anderem durch Akquisitionen im Digitalgeschäft künftig kräftig wachsen. "Wir sind auf Einkaufstour und wollen hier gravierend expandieren“, erklärt Andreas Schoo, Mitglied der Bauer Media-Geschäftsleitung. Der Schwerpunkt der Zukäufe soll in Europa liegen. Jüngst hatte Bauer bereits die Plattformen Classic Cars for Sale in Großbritannien sowie "Horse Deals“ erworben.
Auch mit den bestehenden Print-Marken drängt Bauer stärker ins Web. "Wir werden alle wesentlichen Printprodukte, national wie international, auf das iPad bringen“, meint Schoo. Hierfür hat der Konzern extra eine Arbeitsgruppe gegründet. Bauer hofft hierdurch auf zusätzliche Erlöse, da der Verlag die "neuen Produkte nicht verschenken, sondern hierfür Geld nehmen will“, so Schoo. Wie viel Kapital der familiengeführte Bauer-Konzern in den Bereich investieren will, nannte der Geschäftsführer nicht. Es sei aber nicht gedacht, wie bei Bertelsmann einen Fonds aufzulegen, um im Digitalgeschäft stärker mitzumischen. "Wir haben keine Absicht, Venture Capital-Gesellschaften am Web-Geschäft zu beteiligen.“ Damit greift ein weiterer Konzern auf dem wettbewerbsintensiven Web-Markt an. Auch der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann hat offenbar vor, durch Zukäufe im Digitalgeschäft stärker zu wachsen.
Bauer hat das Digitalgeschäft in den vergangenen Jahren langsam ausgebaut. Wurden 2009 noch 41 Millionen Euro im Webgeschäft erlöst, sollen es in diesem Jahr voraussichtlich 60,1 Millionen werden. Ein mittel- bis langfristiges Umsatzziel hat das Unternehmen allerdings in dieser Sparte nicht im Visier. Dass der Zeitschriftenkonzern hier seinen Investitionsfokus legt, ist verständlich. Das Anzeigen- und Vertriebsgeschäft ist weiter unter Druck. Die Vertriebserlöse sollen 2011 auf 1,244 Milliarden Euro schrumpfen, im vergangenen Jahr sind es noch rund 1,336 Milliarden gewesen. Auch das Anzeigengeschäft ist rückläufig: Erzielte der Printkonzern hier 2010 noch 381 Millionen Euro, werden es in diesem Jahr nur noch 364,7 Millionen. Dies ist auch ein Grund dafür, dass der Gesamtumsatz der Bauer Media Group nur noch knapp über der Zwei-Milliarden-Euro-Marke liegt. 2010 waren es noch 2,128 Milliarden.
Zuwächse verzeichnet das Zeitschriftenhaus noch im Hörfunk-Bereich. Hier soll der Umsatz 2011 auf 190,1 Millionen Euro (Vorjahr 179,2) steigen. Verantwortlich für das Wachstum sind vor allem die Hörfunkbeteiligungen in Polen und Großbritannien. In Polen gehört Bauer mit der Grupa RMF die größte Radiogesellschaft des Landes. In Großbritannien betreibt das Zeitschriftenhaus die Radio-Gruppe Bauer Radio Network mit 42 Sendern.
Das Printgeschäft zählt weiterhin zu den wichtigen Erlössäulen des Konzerns. 2010 und 2011 hat das Unternehmen insgesamt 97 Titel auf den Markt gebracht, davon 86 im Ausland, elf in Inland. Bei dem Ausbau seines Portfolios hat der Verlag in der jüngsten Vergangenheit vor allem die Wissen-Segment im Visier. So ging in Polen die Wissenszeitschrift "Swiat Wiedzy“ an den Start sowie in den USA der Titel "Ideas&Discoveries“ – kurz ID - genannt. Auch die Verlegerin Yvonne Bauer sieht trotz sinkender Auflagen und einem rasanten Technolgiewandel das Printgeschäft als weiterhin wichtigsten Bereichs des Unternehmen. Weltweit verkauft Bauer 396 Titel. Zur Ertragslage macht der Verlag traditionell keine Angaben.