ZDF-Moderator spricht:
Böhmermann zur Affäre: "Ein großer trauriger Witz"
Jan Böhmermann hat via Youtube das Ende der Ermittlungen gegen ihn wegen seines "Schmähgedichts" mit scharfer Kritik an der Türkei kommentiert.
Unterschiedliche Reaktionen am Tag nach Einstellung der Ermittlungen gegen den TV-Satiriker Jan Böhmermann: Er selbst kommentiert, die türkische Regierungspartei AKP kritisiert und Regierungssprecher Steffen Seibert schweigt.
Böhmermanns Stellungnahme via Youtube am Mittwochnachmittag war im Prinzip eine neue Ausgabe vom "Neo Magazin Royale" – mit ernstem Kern. Der 35-Jährige verteidigte darin seine Satire ("Es geht im Kern um einen Witz"), bedankte sich bei der Staatsanwaltschaft fürs rege Zuschauen bei seinen ZDF/ZDF-Neo-Sendungen, bekannte sich zu seinem "starken und unabhängigen Sender", dem ZDF, stellte für Bebachter und Kritiker klar, dass er einfach nur ein "unseriöser Quatschvogel" sei - und kritisierte die türkische Politik scharf.
Böhmermann-Affäre war "ein großer trauriger Witz"
"Im Vergleich zu dem, was kritische Journalisten, Satiriker oder Oppositionelle in der Türkei damals und auch jetzt gerade durchmachen, ist dieses ganze Theater um die Böhmermann-Affäre schon wieder ein großer trauriger Witz", betonte der Satiriker in seiner gut siebenminütigen Videobotschaft auf Youtube. Auch den Wirbel, den das Gedicht in Deutschland ausgelöst hatte, kommentierte er mit einer Spitze: "Wenn ein Witz eine Staatskrise auslöst, ist das nicht das Problem des Witzes, sondern des Staates."
An die Adresse der Bundesregierung – Kanzlerin Angela Merkel hatte die Mainzer Ermittlungen durch eine Ermächtigung wegen des Strafverlangens der türkischen Regierung erst möglich gemacht – appellierte Jan Böhmermann, dass man sich mit seiner freien Meinung in Deutschland sicher fühlen müsse.
Aber sehen Sie selbst, wie Jan Böhmermann zum Ausgang des Verfahrens um sein "Schmähgedicht" Stellung nimmt:
"Keine strafbaren Handlungen mit der erforderlichen Sicherheit nachweisbar"
Die Staatsanwaltschaft Mainz hatte am Dienstag erklärt, dem 35-jährigen Böhmermann seien keine strafbaren Handlungen mit der erforderlichen Sicherheit nachzuweisen. Der Satiriker hatte das "Schmähgedicht" über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Ende März in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" vorgetragen und wollte mit diesem Beispiel zeigen, was in Deutschland als Satire erlaubt und was auch hier verboten sei.
Übrigens: Der deutsch-türkische Abgeordnete Mustafa Yeneroglu nannte es am Mittwoch einen "Skandal" und "ein Armutszeugnis für die deutsche Justiz", dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen Böhmermann eingestellt habe. Er rechnet damit, dass Erdogan Beschwerde gegen die Entscheidung einlegen werde.
ps/dpa